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Weng Contemporary: Neuer Player am Editionsmarkt

Der Kunstmarkt ist komisch. Die Einen drehen Kunstwerke in acht- und neunstelligen Preisregionen, während Andere Investorengelder in vergleichbaren Dimensionen verbrennen. Gleichzeitig weiß der kunsthandelnde Mittelstand oft nicht, ob ihm die nächste Messeteilnahme nicht das Genick bricht. Währenddessen startet ein Krefelder Kunsthändler mit Eigenmitteln den Versuch, den Markt von unten aufzurollen. Die Weng Fine Art AG, das neben der Berliner Artnet AG einzige börsennotierte deutsche Unternehmen der Kunstbranche zielt jetzt auf den Endverbraucher. Bisher hatte sich die Firma von Rüdiger K. Weng auf den b2b-Handel beschränkt und vorwiegend auf Auktionen ge- und verkauft. Am Donnerstag hat die Schweizer Tochter WFA Online AG (Zug) jetzt eine Galerie als Pop Up-Shop in London eröffnet, in den ehemaligen Räumen von Edge of Arabia im Stadtteil Battersea. Die Galerie soll nur das reale Schaufenster der WFA Online AG sein, die sich dem Editionshandel verschrieben hat. Unter www.wengcontemporary.com wurden zum Start über 100 zeitgenössische Druckgraphiken und Auflagenskulpturen zu Preisen zwischen 1.200 und über 100.000 Dollar angeboten. Nach Wengs Ansicht ist dieses Marktsegment am besten für den E-Commerce geeignet. Dabei vermeidet Weng das sonst im Internet übliche Komissionsgeschäft: "Im Gegensatz zu unseren Mitbewerbern, die zumeist nur als Vermittler tätig sind, präsentieren wir nur Eigenware. Wir werden auch selbst verlegen und arbeiten dabei mit Künstlern und deren Galerien zusammen." Er glaubt "nicht, dass man derzeit online im Kunstmarkt mit Informations- oder Vermittlungsplattformen profitabel arbeiten kann. Dafür ist der Kunstmarkt zu klein. Das Geschäft wird unserer Einschätzung nach mit dem Produkt selbst gemacht." Weng verspricht ein Höchstmaß an Transparenz und Seriosität. Sämtliche Objekte kämen mit einer öffentlich einsehbaren Preisauszeichnung und seien auch tatsächlich vorrätig - beides im Kunsthandel keine Selbstverständlichkeit. Als weitere Besonderheit hebt der Vorstandschef die Ankaufspolitik hervor: "Als erste Webseite im Kunstmarkt werden wir auch Ankaufspreise zu einer Vielzahl von Editionen publizieren. Auch hier sind die Preise und die Abnahme garantiert!" Zum Start gab es für jeden Anwesenden einen Rabatt von 500 Dollar bei ohnehin konkurrenzfähigen Preisen. Die auf der Seite ebenfalls angegebenen Ankaufspreise etwa für Editionen Gerhard Richters sind dabei identisch mit den Verkaufspreisen anderer Motive aus der gleichen Reihe. Theoretisch wäre es daher möglich, mit Weng zu tauschen und dabei 500 Dollar Gewinn zu machen. Das dürfte nicht so bleiben. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass ein von Deutschland aus kontrolliertes schweizerisches Unternehmen bei seiner Londoner Launchparty in US-Dollar auspreist. Das gibt einen Hinweis darauf, wo das Zielpublikum vermutet wird - neben den USA unter anderem im Nahen und Mittleren Osten. Dorthin hat Weng nämlich gute Verbindungen, und tatsächlich hatte ein Teil der durchgängig jüngeren Besucher dort offensichtlich seine Wurzeln. Gekauft wurde ebenfalls recht fleißig. Noch bevor die Seite am späteren Abend online ging, war innerhalb von zwei Stunden Kunst für knapp 100.000 Dollar verkauft. Weng erklärte, dass bereits in den Tagen zuvor rund 300.000 Dollar umgesetzt wurden. Sieht so die Zukunft aus: Eine junge und mobile Geldelite kauft im Internet Arbeiten bekannter (und teurer) Künstler in Auflagen zu Preisen, für die sich ohne weiteres unikate Werke junger Talente erstehen ließen, die noch nicht etabliert sind? Parallelen zum Einzelhandel drängen sich auf: Es überleben die großen Ketten, das Luxussegment und der Discounter; der Rest wandert ins Internet ab. Der Mittelstand findet entweder eine intelligente Nische oder stirbt aus. www.wengcontemporary.com Weng Contemporary Eröffnung 28. Mai 2015, aktuelle Ausstellung bis 7. Juni 40 Elcho Street, SW11 4AU, London
Mehr Texte von Stefan Kobel

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