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Die Sammlerdatensammler

Am Beginn des Projektes stand die Frage eines Junggaleristen, wie er wohl an die Kontakte von Sammlern gelangen könnte und die Erkenntnis, dass zwar Kunstwerke käuflich, zweckdienliche Informationen zu Sammlern es jedoch mitnichten sind. Diskretion gilt ja dann doch als eine der edelsten Tugenden des Kunstbetriebes. Aus diesem Mangel heraus wurde von besagtem Galeristen, Magnus Resch ist sein Name, 2012 Larry’s List, eine Online-Datenbank über Sammler und die Schwerpunkte ihres Tuns gegründet. Diskret bleibt man hier dennoch, stammen die Informationen allesamt doch aus öffentlich zugänglichen Quellen, wie Zeitungen, Magazinen und was sich sonst noch im Netz und Archiven finden lässt. Zusammengetragen werden diese von einem emsigen, in aller Welt verstreuten Rechercheteam, aktualisiert wird ständig. Mehr als 3000 Einträge von Sammlern samt Profilen sind es mittlerweile, ein Service, der allerdings nicht zu Schnäppchenpreisen angeboten wird. In Zusammenarbeit mit der Universität Zürich hat das Unternehmen mit Sitz in Hongkong nun die unheimliche Datenmenge analysiert und präsentiert die Ergebnisse nun im eben erschienenen „Art Collector Report 2014“. Der Band ist kein Wälzer, kommt auf den ersten Blick eher wie eine Kunstzeitschrift daher und bietet im Inneren, aufgelockert durch das eine oder andere Sammlerinterview, jede Menge erstaunliche Zahlen samt Analysen über die weltweite Sammlerschaft, zumindest jene, die öffentlich zugängliche Spuren hinterlässt. Und eben hier ergibt sich eine gewisse Problematik von Larry’s List. Die Schweizer, die bekanntermaßen doch recht aktiv am Investieren in Kunst sind, machen dies offensichtlich noch diskreter als die Russen, sodass die Eidgenossen im Ranking der Sammelfreudigen gar nicht, die Russen mit der einschlägigen Szene in Moskau an 20. Stelle aufscheinen. Angeführt wird jene Liste von New York, gefolgt von London. Berlin ist demnach an 7ter, Wien an erstaunlicher 17ter Stelle. Man erfährt, dass sich Deutschland mit 45 privaten Sammlermuseen durchaus mit den 48 in den USA messen kann was das Engagement anbelangt, bekommt belegt, dass die Szenen und Märkte mit einer Fokussierung auf die heimische Produktion rasant am Wachsen ist. Doch hat man das angesichts der Aktivitäten von Biennalen, Messen und sonstigen einschlägigen Großveranstaltungen nicht ohnedies vermutet? Freilich sind all die Listen, Ländervergleiche und resümierende Ausblicke lehrreich und alles andere an langweilig. Für Galeristen und Händler, die sich auf neuen Pfaden oder fremden Terrains zu bewegen planen, ist Larry’s List womöglich Gold wert. Doch der Report belegt in Zahlen das, was sich am globalen Marktgeschehen ohnedies abzeichnet. Was die Sammlerszene anbelangt, gib es jedoch die Dunkelziffer jener Gruppe von SammlerInnen, die nicht ganz so mitteilungsfreudig und vernetzt sind. Oder aber jene, die schlicht keinen Wert darauf legen, dass man ihre Daten samt Konterfei für viel Geld erwerben kann. -- € 38,00 inkl. MwSt Herausgeber Larry's List Ltd. www.larryslist.com Text: Christoph Noe, Magnus Resch English, 72 pages, Numerous ills. in color, Paperback, ISBN 978-3-86984-530-2 Vertrieben wird der ART COLLEKTOR REPORT hierzulande vom Verlag für moderne Kunst Nürnberg: www.vfmk.de/Art-Collectors-Report
Mehr Texte von Daniela Gregori

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1 Posting in diesem Forum
Kunstsammler in Ö.
Hubert Thurnhofer | 26.03.2015 11:35 | antworten
Den bislang größten Überblick über österreichsiche Sammler zeitgenössischer Kunst bietet die Plattform www.kunstsammler.at. Das Portal will zeigen, dass in Ö. nicht nur Essl, Liaunig und Angerlehner sammeln, sondern auch viele Menschen mit kleinerem Budget.

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