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Ryan Gander - Make Every Show Like it`s Your Last: Momente der Überhöhung

Ryan Ganders erste umfassende Schau in Österreich im OK Linz überrascht in den einzelnen Räumen durch spezifische Arbeiten als künstlerische Eingriffe, die Momente der Entfremdung und Überhöhung generieren und dabei die Unberechenbarkeit bzw. Uneinordenbarkeit jedes von Ganders Werken unterstreichen. Ganders Kunst ist nie eindeutig festmachbar, da sich ihre Gestalt stets in verschiedenen Medien und Materialien manifestiert, wie etwa der Windhauch im Fridericianum auf der documenta 13, ein Moment, der für Verblüffung sorgte, was auch die bereits an mehreren Orten gezeigte und in Linz neu adaptierte Ausstellung beweist. Zu Beginn begegnen BesucherInnen einem Werbespot, der an die kindlichen und in Folge psychoanalytisch latenten Vorstellungen vom Begehren nach einer besseren Zukunft appelliert. Gleich im Raum darauf befindet sich eine von weißen Laken abgedeckte, undefinierbare Sitz/Stuhl/Tischinstallation, deren Beiläufigkeit nicht länger aufzufallen vermag, bis es klar wird, dass es sich hier um eine Skulptur aus Marmor handelt. Ebenso ein zufällig weggeworfen zu sein scheinendes Papier am Boden entpuppt sich als eigene Arbeit aus dem Jahr 2013, die als Zeichnung die Sitzordnung bei einem Galeriendinner definiert, bei der noch Ex-documenta Kurator Jan Hoet auf der Gästeliste stand. Beiläufig findet sich auch in einem abgedunkelten Raum mit der „Useless Machine with Blowing Curtain“ als Randnotiz ein Foto, das Pierre Huyghe von hinten während des Aufbaus einer seiner Arbeiten im Museo Tamaya in Mexico City im Jahr 2012 zeigt. In einem anderen Raum zu sehen ein Foto von Ganders Familie vor seiner Geburt, dann wiederum eine Posterserie als Einblick in Ganders Atelier mit textuellen Vermerken als Teil seiner Arbeitsweise. Arbeitsraum als Kunst- und Diskursraum, Persönliches wird zu Öffentlichem oder Künstlerischem, Kunst mutiert zu Werbung – bei Gander lassen sich transversale Verweise zu allen Funktionen des Lebens und Berufes finden, die beide letztere kaum differenzieren und zwischen Objektposition, wie in den „Lampen für die Frau des Künstlers“ und der implizierten Subjektposition oftmals oszillieren. Ein von hunderten schwarzen Pfeilen ausgestatteter Raum von 2010 kann als Vorstufe zur documenta-Arbeit angesehen werden, die die Absenz des Subjekts und gleichzeitige Präsenz in Form der BesucherInnen in den Vordergrund rückt, während bei der jüngsten Videoarbeit als BBC Dokumentation Einblick in die Arbeitsweise des Künstlers gewährt wird, bei der alles offen erscheint, offen bleibt und erneut die Spannung zwischen Subjekt und Objekt aufrecht erhalten wird.
Mehr Texte von Walter Seidl

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Ryan Gander - Make Every Show Like it`s Your Last
13.02 - 28.04.2015

OK Linz
4020 Linz, OK Platz 1
Tel: + 43 732 7720-, 52502
Email: info@ooelkg.at
http://www.ooekultur.at
Öffnungszeiten: Di, So, Fei 10-18 h


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