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Sturtevant: Frühvollendet

Oft möchte man sich in Ausstellungen in jene Zeiten zurückbeamen, in denen die jeweilige Kunst entstanden ist. In der Ausstellung von Elaine Sturtevant in der Albertina – gezeigt werden ausschließlich Papierarbeiten der 2014 im Alter von 90 Jahren verstorbenen Künstlerin – hätte man manchmal gern den Blick einer Betrachterin des Jahres 1964, damals, als die US-Künstlerin damit begann, Sujets der Pop Art zu kopieren. Claes Oldenburgs Hamburger, Jasper Johns Zahlenreihen und Flaggen, undWarhols Blumen waren damals noch nicht so abgefrühstückt, auf Waren aller Art reproduziert wie heute. Leicht möglich, dass damals Sturtevants Kopien davon – manche eins zu eins, manche miteinander kombiniert – bloß intellektuelle Gedankenspiele für Insider waren. Sturtevants Kritik an den Mechanismen des Kunstmarkts und am Originalfetischismus schlug sich in der peniblen Doppelung ihrer Vorbilder nieder. Die Albertina zeigt in ihrer 100 Werke umfassenden Schau nicht nur die Pop-Art-Ikonen, die Sturtevant später, ab den 1980er-Jahren erneut aufnahm, sondern auch ihre Kopien von Zeichnungen Beuys’ oder Duchamps’ – ihrerseits Künstler, die ein spezielles Verhältnis zum Original hatten. Sturtevants Gesamtwerk, für das sie 2011 den Goldenen Löwen der Biennale Venedig erhielt, kann man einerseits als konsequent bezeichnen – andererseits als eines, das sich kaum weiter entwickelt hat. Im erfreulich unspektakulär gehaltenen Ausstellungskatalog wird Robert Fleck zitiert: „Bereits ihr erstes Werk ‚Johns Flag’ von 1964 war im Sinne des Gesamtwerkes bereits vollendet. Es musste nichts mehr entwickelt werden. Sie denkt wie ein Philosoph die Dinge zu Ende mit intellektueller Rigorosität und Aufrichtigkeit.“ Das spiegelt sich auch hier: Denn obwohl es nicht unspannend ist, Sturtevants Vorlagenauswahl zu folgen, so geht die Schau zwangsläufig ins Redundante, bleibt ein Widerspruch in sich. Doch das ist Sturtevants Kunst inhärent.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Sturtevant
14.02 - 10.05.2015

Albertina
1010 Wien, Albertinaplatz 1
Tel: +43 1 534 83 -0, Fax: +43 1 533 76 97
Email: info@albertina.at
http://www.albertina.at
Öffnungszeiten: Tägl. 10-18h, Mi 10-21 h


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