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Cluj Connection - 3D: Schwarzer Humor in bunt

Skulpturen und Installationen von acht Künstlern, die in der rumänischen Stadt Cluj studiert haben, zeigen in der Berliner Galerie Judin jetzt Arbeiten, in denen die Kategorien „traurig“ und „witzig“ produktiv ins Schlingern geraten. Da liegt der kirchliche Würdenträger im weißen Gewand auf dem Boden, niedergestreckt von einem schwarzen Meteoriten. Die tragisch-komische Skulptur „The end oft the Five-Year Plan“, 2004, von Ciprian Muresan, ist typisch für die Ausstellung „Cluj Connection 3D“, denn immer wieder bleibt einem angesichts der hier versammelten dreidimensionalen Arbeiten entweder das Lachen im Halse stecken oder, gewissermaßen umgekehrt, eine drastische Tragik kippt um in einen befreienden Humor. Muresans Skulptur ist offensichtlich eine Variation von Maurizio Cattelans skandalumwitterter Arbeit „La Nona Ora“, 1999, die den Papst Johannes Paul II. von einem „Festkörper kosmischen Ursprungs“ erschlagen zeigt, und ersetzt den Papst durch den Patriarch Teoctist. So stehen hier die rumänisch-orthodoxe Kirche und ihre Rolle im einst real-existierenden Kommunismus in den Fokus einer verspielt anarchistischen Kritik. Aggressiv und verspielt zugleich ist auch Gabriella Vangas an der Wand hängende Skulptur „No Secondary Thought, 2011, die Pfeil und Bogen erbaut aus bunten Lego-Steinen vorstellt. Auf dem ersten Blick witzig erscheint auch Mircea Cantors Werkgruppe der „Future Gifts“, 2014, die Geschenkpapierband fein säuberlich mit einer Schleife zusammengebunden aus Marmor bzw. Beton zeigt – leider gibt es aber weder ein Paket noch ein darin eingepacktes Präsent dazu. Die „Luftnummer“ kündigt an: Unsere Zukunft wird hart... Begrüßt wird der Besucher durch eine Installation ebenfalls von Cantor, nämlich von dem „Hypothetical Geriatric Selfie“, 2015. Ein aus der Wand herausgehauener Stern – ein „altersschwacher“ Sowjetstern, wie der Titel nahelegt? – dient da als Hintergrund für mögliche „Selfies“, die Ausstellungsbesucher heuer ja immer öfter vor ausgewählten Werken in Kunstpräsentationen zu machen pflegen. Kritik an jüngerer Geschichte geht hier Hand in Hand mit einer ironischen Serviceleistung für postpostmoderne Kunstfreunde. Kurz und gut: Eine Ausstellung, die Spaß macht.
Mehr Texte von Raimar Stange

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Cluj Connection - 3D
07.02 - 11.04.2015

Galerie Judin
10785 Berlin, Potsdamer Straße 83
Tel: +49 30 39 40 48 40, Fax: +49 30 39 40 48 420
Email: info@galeriejudin.com
http://www.galeriejudin.com
Öffnungszeiten: Di-Sa 11-18 h


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