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Schneesalon: Weißblendung und Leerstellen

Im Neuen Jahr zeigt Georg Kargl in seiner Box den „Schneesalon“, eine feinsinnige künstlerische Hommage zum Thema Schnee. Der Galerist beginnt seine Präsentation mit einer Fotografie der tschechischen Künstlerin Jitka Hanzlova, die derzeit in den Haupträumen der Galerie Kargl in einer großen Personale vertreten ist. Im Schneesalon ist eine Landschaftsfotografie von Hanzlova mit hohem Horizont zu sehen. Sträucher und Grashalme ragen aus der Schneedecke hervor. In diffusem weiß-blauen Licht gehalten, verschwimmt die Landschaft mit dem Himmelslicht bis zur Unkenntlichkeit. Diese Weißblendung, bei Schitouren besonders gefürchtet, kann man auch in den Jännermonaten am Mittelmeer beobachten, wo die verschwimmende Linie von Meereshorizont und Himmel als „Carta Bianca“ bezeichnet wird. Mit einem ähnlich hohen Horizont arbeitet der Landschaftsmaler Friedrich Beck, der 1903 in einem, seiner Zeit eigenen Duktus, ein Winterbild in Weiß-, Braun- und Blautönen malte. Das Gemälde in quadratischer Form wie die Bilder von Gustav Klimt, vermittelt durch Ausschnitt und malerischem Können ein uns bekanntes Bild vom Winter. In diesem Zusammenhang ist auch das kleine Format des Zeitgenossen von Beck, Ernst Stöhr, von 1903 zu nennen. Auch hier erkennen wir eine uns gewohnte Ansicht vom Winter. Georg Kargl könnte diese Reihe der Alten Meister bis zur berühmten „Heimkehr der Jäger“ von Pieter Bruegel von 1565 fortsetzen. Aber es interessieren ihn auch die Überlegungen von Zeitgenossen zu diesem Thema. Eine Fortsetzung der Blautöne des Winters findet sich in den großformatigen Arbeiten des Amerikaners Dan Asher, der 1998 treibendes Eis auf Grönland und in der Antarktis fotografierte. Durch die hohe innere Dichte der Eisformationen schimmern diese Brocken bläulich und wirken wie unüberwindliche Eisgebirge. Konzeptioneller nähert sich der amerikanische Künstler Mark Dion unserer Vorstellung vom „ewigen Eis“ an. Er fotografiert ausgestopfte Eisbären aus musealen Beständen, die er in musealen Settings oder Dioramen arrangiert zeigt. Der Eisbär, in Kürze wahrscheinlich ein Tier unserer Vergangenheit, wird hier nach seiner Relevanz – Nahrungsmittel, Räuber, Jäger, Felllieferant befragt. Dion zeigt uns diese „Befragungen“ anhand kleiner Schwarz-Weiß-Fotos die den Charme alter musealer, pädagogischer Aufbereitungen atmen. Doch noch einmal zurück zum Schifahren und zu der Lust der Österreicher am Wintersport. Am Ende der Ausstellung sind Blätter von Herbert Hinteregger zu sehen, die auf technischen Anweisungen zum Schifahren - wahrscheinlich aus den 50er Jahren - Fragezeichen zeigen. Die unterschiedlichen Techniken und die in Westösterreich oft verbreitete Ansicht vom „Schifahren als Ideologie“ wird dabei in Frage gestellt. Ähnlich ironisch ist auch der Loop von Liddy Scheffknecht, die in ihrem Film „Whiteout“ eine Leerstelle anstelle des Abfahrtsläufers eine Rennstrecke hinunterfahren lässt. Zuletzt sei noch auf die Thermoskanne aus den 60er Jahren in der Mitte des Raums verwiesen. Darin befindet sich „Schnee von gestern“, nämlich ein geschmolzener Schneeball von 2013. Georg Kargl und Christian Weber inszenierten diese Kanne als Referenz auf Miklos Erdélys „Last Year`s Snow“ als Symbol für das Vergehen eines uns geläufigen Winters und seiner Darstellungen.
Mehr Texte von Susanne Rohringer

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Schneesalon
16.01 - 07.03.2015

Galerie Georg Kargl
1040 Wien, Schleifmühlgasse 5
Tel: +43 1 585 41 99, Fax: +43 1 /585 41 99-9
Email: office@georgkargl.com
http://www.georgkargl.com
Öffnungszeiten: Mi-Fr 13-19
Sa 11-16h sowie nach Vereinbarung


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