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Sotheby`s artist quaterly: Beatrice Dreux: Kunst-Stück: Béatrice Dreux - Medea

Medea – die Widmung steht deutlich lesbar unten rechts am Bild – an Stelle der Signatur. Béatrice Dreux verhandelt damit weniger eine betrauernde Perspektive der künstlerischen und persönlichen Position in einer männlich geprägten Landschaft der Kunstproduktion und -repräsentation, denn eine umfassendere Kritik an politischen bzw. gesellschaftlichen Realitäten. In der empathischen Begegnung mit der literarischen Figur der Medea konkretisiert sich für Béatrice Dreux ein fremdartiges Rudiment eines vernichteten Matriarchats, idealisiert als unnachgiebiger und störender Faktor in einer patriarchalisch strukturierten Welt. Vor einem dunklen Grund türmen sich in einfacher Dreieckskomposition buntfarbige Blüten auf, die an der Spitze einen Totenkopf tragen. Die Romantik der Blüten ist ins Artifizielle transformiert. Ihre zu haptischen Entitäten modulierten Formen lösen sich aus der Nähe betrachtet zu Flecken mit Eigenleben auf, die in Summe zu einer bewegten Masse organisiert bzw. ornamentalisiert sind. Die Abstrahierung ist durch die künstliche, stellenweise glitzernde Farbgebung gesteigert. Das karnevaleske Aussehen ist von tief schwarzen Flecken durchsetzt, somit das bombastisch Vergnügliche vom Moment des Vergänglichen infiziert und unheilvoll dramatisiert. Über der plastischen Opulenz des Blütengemenges ist der Totenkopf mit einer Leichtigkeit schlicht und flach gesprayt und somit wesensmäßig an den dunklen Grund gebunden, was unterschwellig eine Permanenz seiner Präsenz verheißt. Die umgebende Düsternis, das Auslassen jeder akademischen Naturalismen wie reglementierender Lichtquelle oder Perspektive, rückt das Dargestellte ins Ritualhafte und Mythische und gibt dem ambivalenten Lächeln und der schwarz ausstrahlenden Augenhöhle des Schädels eine visionäre Bedeutung. Der offensichtliche Blütenscheiterhaufen birgt eine Symbolik in weiter tragendem Sinn. Er deutet als modernistische Vanitas–Darstellung auf all den komplexen und verbindlichen Gehalt, den dieses kunsthistorische Genre impliziert, mit dem Béatrice Dreux in diesem bizarren Gemälde einen prekären gegenwärtigen Status thematisiert.
Mehr Texte von Margareta Sandhofer

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Sotheby`s artist quaterly: Beatrice Dreux
16.01 - 27.03.2015

Sotheby`s Wien
1010 Wien, Herrengasse 5
Tel: +43-1-512 47 72, Fax: +43-1-513 48 67
http://www.sothebys.com/de/inside/locations-worldwide/vienna/overview.html
Öffnungszeiten: Mo-Fr 9-17 h
Juli & August: Fr 9-13 h


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