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Cologne Fine Art & Antiques: Der lange Weg aus dem Keller

Ist das hier der Keller der Art Cologne? Man muss erst einige Schritte hineingehen und sich umschauen, um zu merken, dass man sich auf der Cologne Fine Art befindet. Die Westdeutsche Kunst- und Antiquitäten-Messe war einstmals Deutschlands renommierteste Messe in diesem Bereich, zu der sich später eine Antiquariatsmesse und eine hybride Veranstaltung für Art Brut, Fotografie und Editionen gesellten. Ab da ging es eigentlich nur noch bergab. Vor einigen Jahren dann der Schnitt und die radikale Verkleinerung. Jünger sollte sie werden, moderner und dem Lifestyle angepasster. Crossover heißt das Zauberwort, mit dem man Opas Staubfänger in die Gegenwart holen will. Barocke Putten (Puch) neben Akten von George Grosz (Galerie des Modernes, Paris), indianischen Totems (Hirschmann, Berlin) und Designklassikern (Jochum Rodgers, Berlin). Für jeden ist etwas dabei, und um neue Besucher anzulocken, werden in einer Sonderschau seit letztem Jahr Oldtimer und Vintage-Mode gezeigt. Nachdem man sich sowohl vom Format der klassischen Kunst- und Antiquitätenmesse als auch von dem Anspruch verabschiedet hat, oben mitspielen zu wollen, eröffnen sich ganz andere Möglichkeiten. Das Ergebnis ist mitunter recht hübsch anzusehen. So ist die Galerie Hirschmann ein echter Zugewinn, der gekonnt Stammeskunst mit formal ähnlicher zeitgenössischer Kunst mixt, ohne dabei gleich in die raunende Aura-Huberei eines Axel Vervoordt mit sechs- und siebenstelligen Preisschildern zu verfallen. Die früher dominanten Sparten Alte Meister und Kunsthandwerk sind nur noch an 22 der etwas über 90 Händlerstände zu finden, wobei sich einige von ihnen noch ins epochenübergreifende Cross over gestürzt haben. So bietet Otto von Mitzlaff (Wächtersbach) zierliche Kommoden unter einem schwindsüchtigen Symbolismus-Portrait des Naturismus-Propheten Karl-Wilhelm Diefenbach (21.000 Euro) an, Setareh aus Düsseldorf hat neben den angestammten Teppichen Werke aus dem Nachlass des 1996 gestorbenen Künstlers Boris Kleint im Angebot. Das zeitgenössische Sortiment geht, wie eigentlich immer bei Kunst- und Antiquitätenmessen, nicht ohne geschmäcklerischen Kitsch ab, weil den Veranstaltern in dieser Beziehung entweder die Expertise oder Wille fehlt. Dem kann die, allerdings nicht eigens ausgewiesene, kleine Riege der "Young Dealers" ein wenig entgegenwirken. Zu ihnen gehören die Galerien Van Horn und Cosar HMT aus Düsseldorf, die ihre Präsentation von Künstlern aus dem Galerieprogramm auf das Umfeld abgestimmt haben. Insgesamt scheint die Messe mit ihrem selbstgewählten Bildungsauftrag allerdings noch einen langen Weg vor sich zu haben. Von dem Stil- und Epochenmix profititeren nicht alle Aussteller gleichermaßen. Während die Bildende Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts in herbstlicher Ergänzung zur Art Cologne auch vom Umsatz her relativ gut dasteht, tun sich die traditionellen Sparten eher schwer. Das liegt zum einen am Geschmackswandel, unter dem die gesamte Branche zu leiden hat, zum anderen vielleicht daran, dass in Köln mit der Alten Kunst keine kritische Masse mehr erreicht wird, die über die Region hinaus Anziehungskraft entwickelt.
Mehr Texte von Stefan Kobel

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Cologne Fine Art & Antiques
19 - 23.11.2014

Cologne Fine Art
50679 Köln, Messe Köln, Messeplatz 1, Halle 11.2
http://www.colognefineart.de
Öffnungszeiten: täglich 12-20h


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