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Eindrücke vom Rundgang der Universität der Künste Berlin 18 - 20.07.2014

Einmal im Jahr ist Gelegenheit den aktuellen Stand der zahlreichen Abteilungen der Berliner UdK an ihren diversen, über die Stadt verstreuten, Standorten zu begutachten. Bei hochsommerlichen Temperaturen lud am Hauptsitz auf der Hardenbergstraße vor allem der große begrünte Innenhof die Studierenden und zahlreichen Besucher zum Verweilen ein. Letztere sind eben so vielfältig, wie ihre Gründe für einen Besuch: Galeristen befinden sich auf der Suche nach neuen Talenten, Sammler hoffen auf den preiswerten Erwerb von Kunst der nächsten Shooting Stars am Kunstmarkthimmel und Dritte sind einfach neugierig darauf zu erfahren, welche Themen, Medien und Praktiken die jüngste Künstlergeneration bewegen. Dabei versteht sich von selbst, dass ein Großteil der gezeigten Werke noch den Findungsprozess der Studierenden dokumentieren und damit andere Kriterien der Beurteilung zugrunde gelegt werden müssen, als bei Projekten jenseits der Akademie. An der Schwelle zum Kunstbetrieb stehen allerdings die Absolventen oder im Falle Berlins - vereinfacht gesagt - die Meisterschüler, mit denen die Fakultät für Bildende Kunst ihre Besucher im Eingangsbereich empfängt. In etwas beengten Räumlichkeiten belegt allein dieser Kreis das im Vergleich zu anderen Akademien sehr heterogene Erscheinungsbild der Berliner Hochschule. Auch die Nähe zur Stilistik der Professorinnen und Professoren kommt weniger zum Tragen, als etwa bei den Akademien in Düsseldorf oder Leipzig, deren Strahlkräfte nach Außen dadurch eine höhere visuelle Signifikanz erhalten und deren Image geschlossener wirkt. Allein zwei Klassen belegen die Gegensätzlichkeit die sich in Charlottenburg unter einem Dach zusammenfindet. So glänzt die Klasse von Gregory Cumins mit einer aufgeräumten und konzentrierten Präsentation pointiert präsentierter Werke, während bei Thomas Zipp eher eine integrative Verdichtung ohne allzu musealer Attitüde angestrebt wurde. Aus der Vielzahl an Positionen sei hier eine kleine Auswahl vorgestellt beginnend mit zwei Studierenden der Klasse von Robert Lucander. Im Ausstellungsbereich der Meisterschüler stach eine Installation von Marc von der Hocht (*1980) hervor, der eine Raumzelle baute, in deren Außenwänden zwei seiner abstrakten großformatigen Bilder plan eingelassen waren, während über ein Podest ein kleines Kabinett mit Fotomontagen des Künstlers bestiegen werden konnte. Solweig de Barry (*1987) zeigte neben einem Gemälde mit souverän gesetzten Pinselstrichen ein riesiges, am Boden liegendes Buch, mit minimalistischen Farbkompositionen, in dem man vermittels Baumwollhandschuhen blättern konnte. In der Klasse von Katja Strunz überraschte Sandra Vater (*1984) mit fragilen mehrschichtigen Blasen aus Gips, die von Fäden überspannt über Glasscheiben gewölbt wurden. Auch in der Klasse Via Lewandosky verdienen wenigstens zwei Positionen eine besondere Erwähnung: zum einen große Interieuraufnahmen von Monica Martins Nunes (*1990) die bei aller Sachlichkeit eine Intimität ausstrahlen, die keine Verwechslung mit dem typologischen Stil der Becher-Schule erlauben. Suhwan Choi (*1979) konnte einen Atelierraum für sich allein nutzen und konstruierte darin eine Art Periskop, das vom Dachfenster aus den Außenraum in das Atelier hineinragen ließ und das sich bei Regen mit Wasser füllt. Zugleich wurden über mehrerer Lautsprecher und Mikrofone Außengeräusche der benachbarten Fasanenstraße Ambient-artig hörbar gemacht. Aus der Klasse Olafur Eliasson stammt wiederum Markus Hoffmann (*1982), der ebenfalls allein in einem der kleinen Atelierräume des hintersten Bauteils der UdK drei Arbeiten zeigte. Das Hauptwerk war hier eine 12-teilige Bodenarbeit aus Holz und Glas: flache, quadratische Vitrinen mit Segmenten von Baumscheiben aus allen Kontinenten, die gezielt durch Impfung mit Pilzsporen transformiert wurden. Den Blick auf die malerischen Qualitäten natürlicher Prozesse lenkte ebenfalls Simon Knab (*1989) in der Klasse von Gregory Cumins. Seine Fotografie zeigte ein seltsam polychromes Landschaftsfragment unbestimmbarer Konsistenz. Das er selbst auch malt, überraschte da nicht, sondern erklärt vielmehr eine spezifische Sensibilität. Schließlich bewies die Klasse von Alexandra Ranner, das auch ein traditionelles Material wie Ton mit einem zutiefst akademischen Thema verknüpft in einem spannenden Raum resultieren kann. Die „Panischen Torsi“ der Studierenden zeigen diverse, fragmentierte menschliche Figuren aus rissigem ungebrannten Ton. Überhaupt: Keramik war eines der Leitmedien der angehenden Künstler und hat die Popularität der Collage längst überholt. www.udk-berlin.de/rundgang
Mehr Texte von Thomas W. Kuhn

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