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Jaume Plensa - the secret heart / das geheimherz: Herzschlag der Gemeinschaft

Nur ein paar Stufen erklimmen. Dann ein leichtes Dunkel beim Eintreten. Nun steht man in dieser riesigen, zylindrischen Röhre. Der Blick wandert nach aufwärts. Und man registriert eine gigantische, dreidimensionale und farbige Nachbildung eines Menschenherzens. Anatomisch korrekt und 28 Meter breit, Adern wie Greifarme, die in die alte Industrieruine wachsen. Der Gaskessel in Augsburg-Oberhausen wird zur Schatzkammer einer ambivalenten Erfahrung. "Secret Heart" heißt die Arbeit von Jaume Plensa. Der Tank, den die Stadtwerke bis 2001 betrieben, ist rund 86 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 45 Metern. "Als ich das Herz zum ersten Mal hängen sah, hatte ich den Eindruck, der Gasometer sei wie eine Vitrine, die das Werk beschützt", schildert Plensa, Jahrgang 1955. Der spanische Künstler aus Barcelona spricht begeistert über die Wirkung seines riesigen Werks vor Ort. Es besteht aus aufblasbarem Material, das sicher auch in Hüpfburgen Verwendung findet. Und dieser Aspekt der Alltäglichkeit ist es, der das Werk zeitgemäß und spannend macht. Neben Gaskessel und H2 – Zentrum für Gegenwartskunst im Glaspalast bespielt Plensa im Rahmen seiner großen Einzelausstellung "secret heart – das geheimherz" das Schaezlepalais in der Innenstadt. Das H2 ist ein klassischer White Cube. Dort zeigt er fünf Werkgruppen und zeichnet die Entstehung von "Secret Heart" nach. Plensa und die Alphabete: Viele seiner Arbeiten bestehen daraus, etwa Selfportrait (2013). Da stülpt sich eine Figur ins Innere einer Kugel hinein. Oder ist es umgekehrt, und die Kugel bildet seine Aura? Die Buchstaben haben ihre Wurzeln im Werk und Denken des Künstlers. Plensa beschreibt: "Die Sprache selbst ist die wahre Heimat. Und Buchstaben sind wie Zellen in einem Organismus der Sprache. Es webt sich ein Satz, ein Text, ein Buch, eine Bibliothek und so weiter. Es wird Kultur." Über seinen Bad Homburger Galeristen kam er nach Augsburg, wurde um eine Intervention im Gaskessel gebeten. "Der Raum ist sehr mächtig", wertet Plensa. "Wie setzt man dem etwas entgegen?", fragt er. Die Installation war für alle Beteiligten eine Herausforderung. Das Hängen musste mehrfach wiederholt werden. Nun füllt ein Gebläse das an zahlreichen dünnen Seilen befestigte Objekt: eine sich permanent über das Alltagsmaterial relativierende Erhabenheit. Hinzu treten verschiedene Stimmen, die bis 60 zählen. Es sind Bürger aus Augsburg. "Secret Heart" thematisiert auch Identität. "Wir sind Zeit. Unser Herzschlag ist der Herzschlag der Gemeinschaft", beschreibt Plensa. "Ich habe das Gefühl, in einen Körper zu gehen; es ist dunkel und feucht", sinniert er und interpretiert die in Öl gelagerte Bodenplatte als Malwerkzeug, das je nach Stand der Befüllung die Wände bemalt habe. Diese feuchten Spuren sieht und riecht man immer noch. Die Bewegungen sind jedoch Geschichte. Ihre Spuren nehmen wir vielleicht erst durchs geheime Herz wahr.
Mehr Texte von Matthias Kampmann

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Jaume Plensa - the secret heart / das geheimherz
08.06 - 21.09.2014

H2 – Zentrum für Gegenwartskunst im Glaspalast
86153 Augsburg, Beim Glaspalast 1 / Amagasakiallee
Tel: +49 0 821 324 4155, Fax: +49 0 0821 324 4105
Email: kunstsammlungen.stadt@augsburg.de
https://kunstsammlungen-museen.augsburg.de/h2-zentrum-fuer-gegenwartskunst-im-glaspalast
Öffnungszeiten: Di 10.00 - 20.00, Mi - So 10.00 - 17.00

Schaezlerpalais - Deutsche Barockgalerie
86150 Augsburg, Maximilianstraße 46
Tel: +49 821 / 324 41 02, Fax: +49 821 / 324 41 05
Email: kunstsammlungen.stadt@augsburg.de
http://www.kunstsammlungen-museen.augsburg.de
Öffnungszeiten: Di-So 10-17h

Gaskessel Augsburg-Oberhausen
86156 Augsburg, August-Wessels-Straße 30
Öffnungszeiten: Mo-So 10-17h


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