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Heike Curtze 1943-2020

Als Heike Curtze 1974 in Düsseldorf ihre eigene Galerie eröffnete, stand von Beginn an fest, dass das Programm eine deutlich österreichische Prägung haben sollte. Den Anfang machte Christian Ludwig Attersee, es folgte Günter Brus, Hermann Nitsch, Dominik Steiger, Kurt Kocherscheidt und Arnulf Rainer, eine Generation älter als die anderen, war auch dabei. Viele von ihnen blieben die nächsten 45 Jahre der Galerie treu. Irgendwie machte das mit den Österreichern auch Sinn, denn dass die gebürtige Deutsche von einem deutlichen Hang zu den Theaterwissenschaften sich zur Kunstgeschichte umorientierte, lag an ihrer Studienzeit in Wien und der dortigen Szene. Diese Künstler haben sie fasziniert erklärte sie vor einigen Jahren in einem Interview, „da sie die Grenzen der Kunst verschoben hatten“. Es hatte schon einige Jahre gedauert, bis das Rheinische Publikum von den eher speziellen Österreichern überzeugt werden konnten, doch sollte sich die Sammlerschaft als umso treuer erweisen. Eben jene Sammler, erzählte sie später, besuchten sie im Sommer stets in Salzburg, wo Curtze über viele Jahre während der Festspielzeit ihre temporären Räume öffnete. Ihren Hauptsitz hatte die Galerie seit 1978 in Wien. Die Adresse in der Grünangergasse war bereits einschlägig bekannt, Kurt Kalb und einige heute nicht unbekannte Künstler hatten sich dort einige Jahre zuvor auf das Abenteuer einer Avantgarte-Galerie eingelassen. Ab 1980 wechselte die Galerie vom Ladenlokal um die Ecke ins Obergeschoss eines Seilerstätten-Palais, da war Heike Curtze, die bis 2001 die Niederlassung in Düsseldorf beibehalten sollte und danach als erste Österreichische Galerie für knapp ein Jahrzehnt in Berlin Präsenz zeigte, längst in Wien unter Ihresgleichen angekommen.

„Nirgendwo wir die aktuelle Kunstszene so stark von Frauen geprägt wie in Österreich, lautete es diesbezüglich Mitte der 1980er Jahre im Wienschwerpunkt der Kunstzeitschrift „Art“. Das standen sie nun, vereint am Tresen des „Alt Wien“, die fünf Galeristinnen, die Wiens Szene für Jahre, wenn nicht Jahrzehnte prägten und auf Messen zu deren besten Außenbeauftragten wurden. Die Doppelseite zeigte neben der Curtze, die Schwarzwälder, die Krinzinger, die Insam († 2012) und die Steinek.

Neben den Verbindungen zu den Künstlern der Anfangszeit war Heike Curze stets offen für neue Entdeckungen, und verfolgte dabei mit sicherem Gespür und besonderer Leidenschaft zeichnerische Positionen der jüngeren Generationen. Vieles wäre im Kunstbetrieb viel oberflächlicher geworden fasste die engagierte Vermittlerin vor einigen Jahren zusammen, doch konnte sie der gegenwärtigen Situation ebensoviel abgewinnen, denn alles wäre viel professioneller geworden. Und, was sie besonders freute, das Publikum wäre junger, breiter und vielfach interessierter geworden. Doch das mochte auch am gewinnenden, interessierten Auftreten der, für den Kunstbetrieb eher untypisch, meist bunt gekleideten Galeristin mit den feuerroten Haaren liegen.

„Auf jeden Fall!“, war zu ihrem 40-jährigen Jubiläum die schnelle wie überzeugende Antwort auf die Frage, ob sie sich heute nochmals für diesen Weg als Galeristen entscheiden würde. „Für mich kann ich sagen, dass dieses Leben unter Künstlern und Sammlern unheimlich bereichernd war und hoffentlich noch lange sein wird.“ Nun, fünf Jahre später und einige Tage vor ihrem 77sten Geburtstag ist Heike Curtze in der Nacht von Samstag auf Sonntag gestorben.

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Abbildung: Dr. Heike Curtze (Spiegelportrait)
© Gabriele Seethaler

Mehr Texte von Daniela Gregori

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