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Der „Sprayer von Zürich“ Harald Naegeli erhält den Zürcher Kunstpreis

Im Jahr 1981 wurde Harald Naegeli vom Zürcher Obergericht zu einer neunmonatigen Gefängnisstrafe und einem Bußgeld verurteilt. Er hatte Ende der 1970er Jahre begonnen, markante Strichzeichnungen an Fassaden Zürichs zu hinterlassen und gilt als einer der Urväter der heutigen Streetart. Mit dem Einzug des Graffiti in die Kunstwelt erhielt auch Naegeli wachsendes Ansehen in der Szene und wurde zu Ausstellungen eingeladen. Mit dem Wiener Komponisten Karlheinz Essl entwickelte er zwischen 1991 und 1993 das Performance-Projekt «Partikel-Bewegungen», sehr reduzierte, von Musik begleitete Sprayaktionen auf Acrylglasplatten in Galerien und Museen. Lange Jahre legte Naegeli eine Pause in seinen öffentlichen Aktionen ein, war nach eigenen Aussagen manchmal in Deutschland aktiv und wurde prompt 2019 in Düsseldorf zur Zahlung einer Strafe von 1.300 Euro verurteilt. Im Mai/Juni dieses Jahres tauchten wieder charakteristische Strichzeichnungen in Zürich auf, auch auf der Fassade des Kunsthaus Zürich, das Naegeli umgehend mit Klage auf Schadenersatz drohte.

Nun geht der mit 50 000 Franken (rund 47.000 Euro) dotierte Kunstpreis der Stadt Zürich für das Jahr 2020 an Harald Naegeli.
„Mit präzis gesetzten, stets direkt auf die Geschichte und die Architektur bezogenen Gesten im öffentlichen Raum formuliert er Fragen, die in jüngster Zeit an Dringlichkeit noch gewonnen haben. So hat sich Harald Naegeli von Anfang an nicht nur mit dem öffentlichen Raum, sondern auch konsequent mit ökologischen Fragen auseinandergesetzt. Auch hierin ist er aus heutiger Sicht ein Pionier. Der Kunstpreis der Stadt Zürich würdigt ein eigenständiges künstlerisches Werk, das von einer intensiven Auseinandersetzung mit der Kunst- und Kulturgeschichte zeugt.“, so die Stadt in einer Aussendung zur Preisvergabe.

Stadtrat will Naegeli-Werke aus den Siebzigern und aus der Corona-Zeit erhalten

Die Fachstelle Kunst im öffentlichen Raum (KiöR) erarbeitete nun Vorschläge für den Stadtrat, die in der Zeit des Corona-Lockdown aufgetauchten Figuren zu erhalten. Es handelt sich um sieben Figuren an vier Standorten. Die KiöR bezog zusätzlich die sechs Naegeli-Figuren ein, die Ende der Siebzigerjahre in Parkhäusern entstanden waren und sich bis heute erhalten haben.

Für Letztgenannte wurden bereits vor einiger Zeit Schutzmassnahmen ergriffen. Nun werden die Werke definitiv in den städtischen Kunstbestand aufgenommen. Der Bestand soll mit einer Auswahl aus den sieben aktuellen Werken ergänzt werden.

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Abbildung: Harald Naegeli, Undine, Zürich, 1978, Foto: Foto: SIK-ISEA, Zürich © Bildrecht, Wien 2020

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