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Interview mit Daniel Hug

Der #Kunstmarktnachcorona. Welche Auswirkungen wird die Corona-Krise auf Galerien, Auktionshäuser und die weiteren Marktteilnehmer wie Kunstversicherer und -transporeure haben? Das artmagazine bringt in einer Serie von Interviews die Einschätzungen internationaler Akteure im Kunstbetrieb.

Daniel Hug war Galerist in Chicago und Los Angeles, bevor er 2008 Direktor der Art Cologne wurde.

artmagazine: Welche Konsequenzen wird die Corona-Krise für das System der Kunstmessen haben, abgesehen von den aktuellen Ausfällen und Verschiebungen?

Daniel Hug: Kurzfristig viel, langfristig nichts. Messen und andere Großveranstaltungen werden wird es wieder geben. Ich bin optimistisch, dass die Art Cologne im kommenden November stattfinden wird. Allerdings wird sie durch Reiseverbote eher eine sehr Europäische Messe sein.

Ist die Verschiebung der Art Cologne eine Ausnahme, oder soll der Herbsttermin beibehalten werden?

Wir werden nicht innerhalb von 6 Monaten wieder eine Art Cologne durchführen können. Also würde der Novembertermin dann in Zukunft bleiben.

Wird eine Marktbereinigung stattfinden? In welchen Bereichen?

Ich denke es wird eine Marktreinigung geben, besonders in den Vereinigten Staaten. Es ist eine Frage der Zeit: Wie lange dauern die Coronavirus-Maßnahmen noch - bis Ende des Sommers? Im schlimmsten Fall durch eine zweite Welle bis zum nächsten Frühling oder Sommer. Wenn das der Fall ist, werden viele Galerien im mittleren Bereich schließen.

In den vergangenen zwei Monaten haben fast alle Marktteilnehmer inklusive der Künstler digitale Formate genutzt oder entwickelt. Was davon wird bleiben?

Ich bin nicht überzeugt von Online-Kunstmessen. Nichts ist besser, als Kunst live zu erleben. Einige Kunstmessen und Messeunternehmen werden kippen. Ich glaube stark an das Internet als Kommunikationstool. Wir gucken uns die kommenden Online-Messen an und überlegen, wie wir am besten vorgehen. Seit drei Jahren machen wir ein analoges Magazin für die Art Cologne, und ich kann mir eine Kombination von Inhalten über unsere Aussteller und Kunstpräsentationen online gut vorstellen. Dies könnte auch in Zukunft als Ergänzung zur physischen Messe gut funktionieren.

Ob und inwieweit wird sich der Markt ins Digitale verschieben?

Es ist unmöglich, das spezielle Erlebnis eines Kunstmessebesuchs durch Online-Formate zu kopieren. Das gilt übrigens auch für den Besuch einer Galerieausstellung. Am wahrscheinlichsten ist ein hybrides Erlebnis, also eine Mischform. Eine neue virtuelle Ebene kann Kunstmessen und Galeriebesuche ergänzen. Wenn aber alles online stattfindet, wird der komplette gesellschaftliche Aspekt der Kunstwelt ausgeklammert. Kunst kann über unterschiedlichste Kanäle verkauft werden. Aber Kunsterfahrung und Kunsterlebnis werden immer an die tatsächliche physische Begegnung mit der Kunst gebunden sein.

Wohin geht der Trend für die Art Cologne? Wird sie mehr ein Schaufenster in die Welt für ein regionales Publikum oder ein internationaler Branchentreff für ein globales Publikum?

Das kommt drauf an welche Messen und Galerien Corona überleben. Ich bin ziemlich sicher, dass der Deutsche Kunsthandel diese schwierigen Zeiten überleben wird und dass die Art Cologne weiterhin relevant bleiben wird. Für Messen in Orten und Ländern mit wenigen Galerien ist das eine andere Sache. Messen, die keinen einheimischen Markt haben, werden diese Zeit nicht überleben. Köln und das Rheinland, Berlin als Kunsthauptstadt, das geht alles weiter.

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Abbildung: Daniel Hug, Foto: Kölnmesse

Mehr Texte von Stefan Kobel

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