Die Museen neu regieren?
Die Vorgangsweise wirkt mehr als befremdlich. Europaministerin Karoline Edtstadler von der ÖVP hatte seit der Angelobung der neuen Regierung für drei Wochen auch die Kulturagenden im Bundeskanzleramt übernommen. Diese Zuständigkeit war am Mittwoch, den 29. Jänner endgültig an die neue Staatssekretärin Ulrike Lunacek übertragen worden. Noch in der Nacht davor hatte nach einem Bericht des ORF jedoch Edtstadler einige Personalentscheidungen bei den Bundesmuseen getroffen. Per E-Mail wurden die Kuratoriumsvorsitzenden der Albertina, Ex-Raiffeisen-Chef Christian Konrad, des Technischen Museums, der frühere SPÖ-Clubobmann Peter Kostelka und Hannes Sereinig, der frühere Kabinettchef des Bundeskanzlers Franz Vranitzky und Kuratoriumsvorsitzender im MAK von ihren Posten abberufen.
Zwar waren die Funktionsperioden aller drei Vorsitzenden bereits mit Jahresende 2019 abgelaufen, doch hatten sie offenbar angeboten, auch weiterhin zur Verfügung stehen zu wollen. Die Kuratorien der Museen tagen in der Regel vier Mal jährlich. Die Vorsitzenden erhalten pro Sitzung eine Aufwandsentschädigung von 200 Euro. Die Kuratorien haften nach den Bestimmungen des GmbH-Gesetzes für das Geschäftsgebaren des Museums.
Weder Karoline Edtstadler noch Ulrike Lunacek waren bisher bereit diese angeblich zwischen den beiden abgesprochene Vorgangsweise zu kommentieren.
Man darf sich allerdings fragen, warum es nötig war, die drei Vorsitzenden einfach per E-Mail und durch Edtstadler abzuberufen. Weiters ist seltsam, dass Edtstadler laut ORF geichzeitig die Kunsthistorikerin Daniela Hammer-Tugendhat zur Kuratoriumsvorsitzenden berufen hat, diese jedoch abgelehnt haben soll.
Dass so wichtige Positionen für die Bundesmuseen in einer Blitzaktion und ohne ausführliche Gespräche mit den Betroffenen entschieden werden, zeugt von wenig Achtung für die Persönlichkeiten selbst, aber auch für die einzelnen Museen. Die Kuratorien bilden immerhin die obersten Kontrollgremien der Bundesmuseen und müssen eng mit den jeweiligen Direktor*innen zusammenarbeiten.
Weiters ist fraglich, welche Durchsetzungskraft die neue Staatssekretärin Ulrike Lunacek in der Regierung haben wird, wenn am Tag vor ihrer endgültigen Bestellung solche Personalentscheidungen getroffen werden. Oder sind ihr die Bundesmuseen nicht wichtig genug, um sich selbst nach geeigneten Kandidat*innen umzusehen?
Und warum wird hier von der Staatssekretärin Ulrike Lunacek eine unnötige Aufregung in der Kulturszene in Kauf genommen, die bereits nach ihrer Aussage über die Verleihung des Literaturnobelpreises an Peter Handke, sie könne diese Entscheidung nicht nachvollziehen, ohnehin beginnt, an der Kulturkompetenz der Staatssekretärin zu zweifeln?
UPDATE: 30. Jänner 2020, 13:04 Uhr
Bundesminister Kogler versicherte im Rahmen der Pressekonferenz nach der Regierungsklausur, dass die Abberufungen und Neubesetzungen der Kuratorien zwischen den Regierungsparteien abgesprochen worden seien. Über die detaillierte Vorgangsweise sei er aber nicht informiert gewesen.
Die Albertina wollte zu den Besetzungen des Kuratoriums keinen Kommentar abgeben.
Das MAK hat inzwischen Lilli Hollein als Kuratoriumsvorstand und Elisabeth Gürtler als Stellvertreterin bestätigt.
--
Abbildungen: Ulrike Lunacek, Karoline Edtstadler, Fotos: Andy Wenzel/BKA