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Oliver Dorfer - storyboard: njord: Der Narration ein Ende gesetzt

Unter dem Titel „storyboard: njord“ zeigt Hilger NEXT in der Ankerbrotfabrik die 2019 entstandene Werkgruppe Oliver Dorfers, der sich durch seine zeitgemäße, signethafte, in Hinterglasmalerei entwickelte Bildsprache schon seit Langem in der österreichischen Kunstgeschichte einen Namen geschaffen hat. Als Autodidakt und studierter Soziologe wird er bereits seit über zwanzig Jahren von der Galerie Hilger vertreten. Die neuen Arbeiten Dorfers bleiben dem stringenten Œuvre mehr oder minder treu. Lediglich in ihrer Farbigkeit entfernen sie sich vom kräftigen Rot und erreichen kühlere, mattere Farbtöne wie Türkis, Olivgrün, Orange, Schwarz und Dunkelblau.

Aber was suggeriert uns Dorfer mit „njord“ – kreierte er hier einen Neologismus aus „Norden“ und „Fjord“ – oder erzählt er uns in seinen Hinterglasmalereien die Fabel des Gottes Njörðr (auch Njörd genannt)? Weder noch, vielmehr spornt er uns dazu an, unserer eigenen Interpretation zu folgen. Dorfer schöpft seine Bildelemente aus einem großen Fundus. Er findet Inspiration in der Grafik, dem Design, Theater, Comic, der Streetart, Popkultur, japanischen Charakter-Culture, aber auch in fremden Kulturen, Kinderbüchern, Filmen oder schlichtweg im Alltag. Seine fragmentarischen, ausschnitthaften, zu einem interpretativen Ganzen gefügte Bildwelten lassen kaum eine Narration zu, sondern schaffen vielmehr verschiedene Zugänge. Scheint man eine Figur oder Abfolge schemenhaft zu erkennen, so verläuft sie gleichschnell wieder im Nichts. Das Hin und Her zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion lässt kaum einen Handlungsstrang zu, sondern fordert den Betrachter dazu auf, sich sein eigenes Bild von der Wirklichkeit zu machen, als einer vorgegebenen Bildgeschichte zu folgen.

Dorfers Arbeitsweise an sich ist konzeptuell und aufwendig, wie die ursprünglich aus der Volkskunst stammende Hinterglasmalerei. Vielleicht gleicht die Herangehensweise durch das Arbeiten mit Schablonen und das Arrangieren der Motive am ehesten der Graffiti-Kunst. Manchmal suggerieren die teils übereinander gelagerten Farbflächen eine gewisse Zufälligkeit, sie erinnern an Drucktechniken wie den Holzschnitt oder die Lithografie, selbst die Haptik des Scherenschnitts ist nicht weit hergeholt. Aber dennoch wird diese Zufälligkeit in jedem Bild von der folienhaften, glatten Oberfläche gebrochen, die die Acrylfarbe auf dem Glas entstehen lässt. Man kann nicht negieren, dass es Dorfer über die Jahre hinweg nicht gelungen wäre, aus einer traditionellen Technik ein zeitgemäßes, modernes Medium zu schaffen, mit dem er sich von seinen Zeitgenossen abhebt. Aber eintauchen kann man als Betrachter in diese Bildwelten nicht! Vielmehr steht man vor dem spiegelnden Glas wie vor einer glatten Fassade.

Mehr Texte von Désirée Hailzl

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Oliver Dorfer - storyboard: njord
08.11.2019 - 18.01.2020

Galerie Hilger NEXT
1100 Wien, Absberggase 27
Tel: +43 1 512 53 15, Fax: +43 1 513 91 26
Email: ernst.hilger@hilger.at
http://www.hilger.at/
Öffnungszeiten: Do,Fr 12-17 h


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