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Kardinal König Kunstpreis 2019 geht an Angelika Loderer

Die 1984 in der Steiermark geborene Künstlerin Angelika Loderer erhält den mit 11.000 Euro dotierten Kardinal König Kunstpreis für das Jahr 2019.

In der prämierten Arbeit – einem Ensemble von balancierenden Metallstangen mit seltsamen Kopfformen – macht Angelika Loderer ephemere Vorgänge sicht- und haltbar: In Wasser getauchte Stäbe und Formen gefrieren durch Kälteeinwirkung, dann werden diese Eiszapfen in einem komplizierten Verfahren als Hohlformen in Messing gegossen.

Gießverfahren, Metallguss und Vervielfältigung von Originalwerken sind in der Geschichte der Künste seit Jahrhunderten Standard. Am Beginn des 21. Jahrhunderts erfahren solche Strategien durch Internet, Copy-and-paste-Techniken, Immaterialität von Information und Globalisierung andere Ausrichtungen: Hier fügt Angelika Loderer der kunsthistorischen Entwicklung eine neue, gänzlich neu interpretierte Facette an. Sie wertet die Idee des Originals auf, kehrt Verfahrenstechniken um und kommt zu überraschenden, poetisch rätselhaften Lösungen.

Begründung der Jury Angelika Loderers Arbeiten kennzeichnet ein medienreflexiver Umgang mit dem Skulpturalen und Installativen. Sie nutzt etwa jene Werkstoffe, die für die Herstellung von Skulpturen in Metallgießereien benötigt werden, wie Sand und Wachs, und übersetzt sie in zentrale Werkmotive und -strukturen. Oder sie kehrt die in den Gußverfahren verborgenen Mechanismen und verworfenen Materialien ins Sichtbare und sinnlich Materielle. Damit vollzieht die Künstlerin Umstülpungen und Umwertungen konventioneller Vorstellungen und Abläufe. Ihr Affront gegen das Gewohnte zeigt sich in den ungewöhnlichen Material- und Formverbindungen, die sowohl mit der Geschichte der geometrischen Abstraktion wie auch mit jener des organisch Expressiven ihr Spiel treiben. Das Spannungsverhältnis zwischen dem Sichtbaren und Unsichtbaren, dem Fragilen und dem Stabilen durchzieht ihr Werk ebenso wie die prekäre Balance zwischen dem präzise Planbaren und dem Unvorhersehbaren und Zufälligem. Die in den Arbeiten spürbare Dynamik basiert auf dieser Verknüpfung des Konträren, wozu nicht zuletzt auch die Gleichzeitigkeit eines medienanalytisch-konzeptuellen Ansatzes mit einer eminent materialbezogenen Werkform zählt.

Loderer spielt also auf konventionelle Formen und Herstellungsweisen der Skulptur an, bricht diese jedoch im Rückgriff auf die Traditionen der Avantgarde und eröffnet ihr damit zugleich neue und gegenwartsbezogene Perspektiven.

Angelika Loderer studierte an der Universität für angewandte Kunst in Wien, am Wimbledon College of Art in London und am Hendrix College in den USA. Sie arbeitet vor allem im Bereich von Skulptur und Rauminstallation; ihre Werke waren u. a. in der Secession Wien, im Grazer Kunstverein und in namhaften Gruppenausstellungen vertreten, z.B. „all natural“ Museum der Moderne Salzburg (2019), Collaborative Network, Forum Stadtpark Graz (2016). 2016 wurde ihr der neu gegründete Dagmar Chobot Skulpturenpreis verliehen. Angelika Loderer lebt und arbeitet in Wien.

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