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WEIN, SWEET MOVIE UND LUDWIG VAN

Buschenschank und Radikalkino im Mödlinger Essingerhaus

MI 26.6.- SA 29.6. jeweils 16:00-23:30 Buschenschank des Bioweinguts Norbert Stock

21:45-23:45 Filmvorführung
Programmgestaltung: Norbert Stock

Vier Abende radikaler Soziokultur. Viele Formate des kulturellen und sozialen Lebens an einem einzigen Ort. Draußen Filme, Biowein und klassische Heurigenschmankerl. Galeriebetrieb im Haus und alles im Zeichen und als Aperitiv zum Mödlinger Beethovenjahr. Freude! Freude! Freude, schöner Funken, Tochter aus Elysium. Endpunkte als Anfangsphrase. Willkommen!

MI 26.6. Che?
von Roman Polanski (BRD 1972)
mit Marcello Mastroianni, Sydne Rome ua.
Farbe, Deutsch synchronisiert

DO 27.6. Au hasard Balthazar
von Robert Bresson (FR 1966)
mit Francois Lafarge, Anne
Wiazemsky und Ph. Asselin
Sw, Französisch mit Englischen Untertiteln

FR 28.6. Sweet Movie
von Dušan Makavejev (FR,CA,BRD 1974)
mit Carole Laure, Anna Prucnal, Pierre Clementi ua.
Farbe, Englisch mit Englischen Untertiteln

SA 29.6. Ludwig Van
von Mauricio Kagel (BRD 1970)
mit Joseh Beuys, Werner Höfer, Linda Klaudius- Mann, Dieter Roth, Ursula Burghardt ua.
Sw, Deutsch, Englisch mit Englischen Untertiteln

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ESSINGERHAUS Mödling
Garten (bei Schlechtwetter im Haus)
Friedrich Schiller-Straße 34a
2340 Mödling

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Ludwig van., unser Jubilar, schätzte guten Wein und die Poesie der Frauen. Unsere Solidarität prägt Film- und Ortsauswahl.
Die gerne besungene Dreifaltigkeit aus Wein, Weib und Gesang hat und hatte immer eine dunkle Kehrseite: die Niedertracht des Menschen. Um deren Beleuchtung kümmert sich dieses Grenzprogramm im Zeichen des Mödlinger Beethovenjahres. Gleich einer Ablasszahlung sucht sich der Niederträchtige Ikonen der Vollkommenheit, Büsten der Genialität, Kristallisationsobjekte der Verehrung, zu denen er als Ausgleich zur täglich gelebten Niedertracht aufblicken kann. Mittlerweile bedrohen die Folgen derartiger menschlicher Aktivitäten das Gefüge unserer Erde und damit die Grundlage alles Lebendigen. Als Kollateralschaden sozusagen. Kosmische Betrachtungsmaßstäbe sind daher anzuwenden. Ein Fall für die Kunst!
Vier Filme widmen sich diesen Dimensionen auf unterschiedliche Weise: Als komödiantisch, surreale Sublimierung, als eiskalte oder zu Tränen rührende Chronik der vermeintlichen Unentrinnbarkeit des Einzelnen aus der durch andere geschmiedeten Ereigniskette und schließlich als psycho-physikalisches Experiment, in dem Versatzstücke menschlicher Abgründe in einem Druckkochtopf gemeinsam in die möglicherweise erlösende Dampfphase geführt werden.
Vier hierzulande selten im Kino gezeigte europäische Filme aus der Ära der 60er bis frühen 80er Jahre des 20. Jahrhunderts.
Bresson, Polanski, Kagel und der kürzlich verstorbene Makavejev zeichnen für Buch und Regie verantwortlich. Den Filmen ist die musikalische Liebe zu Bach, Schubert und Beethoven gemeinsam, während Mauricio Kagels Arbeit „Ludwig Van“ die Person und den Personenkult um Beethoven selbst thematisiert. Der Film wurde anlässlich des 200. Geburtstags Beethovens in den Jahren 1969 -70 produziert. Am dritten Abend der Filmreihe entlässt uns „Sweet Movie“, der kontroversiellste aller ohnehin über Jahrzehnte mit nationalem und internationalen Aufführungsverbot belegten Filme des bedeutendsten jugoslawischen Regisseurs nach dem 2. Weltkrieg, mit unvergesslichen Bildern aus einer irrwitzigen Schwitzhütte, die mit allem, dass nach Ideologie und Establishment riecht, zur Rotglut aufgeheizt wird. Nachgelegt wird solange, bis alles verdampft ist. Gerade das luftig Unsichtbare bleibt in unvergesslicher Erinnerung. Endlich dann singen die vollendet Gelockerten: „Freude! Freude! Freude, schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium“. Kann das Mödlinger Beethovenjahr eröffnet werden? Nein.
Erst nach Maurice Kagels „Ludwig Van“ ist es soweit. Im Film fragt sich der Komponist Maurice Kagel, warum er nicht auch so berühmt wie Ludwig Van ist. Bizarre Vernetzung der Formate öffnen die Tore zum Gedenkjahr. Kagel übertrug die Filmausstattung deutschen Künstlern wie Ursula Burghardt oder Joseph Beuys. Das Ergebnis? Ein imaginäres Badezimmer
Beethovens, vollgeräumt mit Marzipanbüsten seines Eigners. Die Büsten werden der Kamera gezeigt, danach zerschlägt sie der Künstler Dieter Roth. Das Beethovenjahr ist eröffnet!

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Abbildung: Sweet Movie (1974) Courtesy Janus Films

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