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Kunst und Politik

Es ist ein Kreuz mit der Kunst und ihrer Nähe zur Politik. Seit jeher biedert sich die Politik der Kunst an und nutzt sie zur Repräsentation. Von den höfischen Portraits früherer Jahrhunderte, die der Heiratsvermittlung und damit meist der Ausweitung der politischen Macht dienten, bis zu heutigen Kanzler- und Bürgermeisterfesten und den sorgsam gewählten Kunstwerken, die den passenden Hintergrund zu TV-Interviews abgeben sollen, bedient sich die Politik der Kunst um ihre Inhalte zu verstärken. Im Wahlkampf lassen Politiker*innen in ihren Unterstützungskomitees wahre Heerscharen an Künstler*innen jedweder Sparte aufmarschieren um bei deren Fans um Stimmen zu werben.

Im Prinzip ist das alles kein Problem, können doch die Künstler*innen selbst entscheiden, vor welchen Karren sie sich spannen lassen. Schwierig wird es erst dann, wenn die Politik sich für solche Unterstützungsleistungen erkenntlich zeigen will. Freundliche Empfehlungen aus Büros von Politiker*innen an Ankaufs- oder Preisjuys kommen immer wieder vor, werden allerdings in den meisten Fällen freundlich abgelehnt oder wohlwollend übergangen – sofern die Mitglieder dieser Entscheidungsgremien nach ihrer fachlichen Qualifikation und nicht nach ihrer politischen Gesinnung besetzt werden.
In dem Bestreben, den österreichischen Staat nach ihren ideologischen Zielen umzubauen, setzen die österreichische Bundesregierung und ihre Parteikolleg*innen in den Bundesländern nun auch in der Kunstförderung den Hebel direkt bei der Besetzung der Jurys an. Erst kürzlich ging ein Aufschrei durch die heimische Filmwirtschaft, nachdem die neuen Mitglieder der Fördergremien für Film im Bundeskanzleramt u.a. mit Produzenten aus der Mainstream-Serienproduktion und Boulevardkino sowie einem Schauspieler aus dem Unterstützungskomitee von Sebastian Kurz nachbesetzt wurden. Damit sind die Weichen für die Filmförderung zwar in Richtung Kommerz, jedoch (noch) nicht ganz auf die Erfüllung (rechts)nationaler Politik gestellt worden.
In Oberösterreich allerdings wird nun vorgeführt, wie die österreichische Kulturpolitik in Zukunft aussehen könnte. Die dortige FPÖ, die seit 2015 in einer Koalition mit VP-Landeshauptmann Thomas Stelzer mitregiert, hat Odin Wiesinger, den Lieblingsmaler von Verkehrsminister Norbert Hofer in den Kulturbeirat des Landes berufen. Wiesinger, dessen Blider gerne im rechten Medium „Info-Direkt“abgebildet werden, malt neben Landschaftsbildern gerne Sujets zum Thema Burschenschaften, zu heroischen Soldaten oder Politikerportraits wie das des ehemaligen dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf (FPÖ). Dass er eigentlich mit Vornamen Manfred heißt, aber lieber seinen Couleurnamen Odin verwendet, den er von der schlagenden Burschenschaft Scardonia zu Schärding erhalten hat, passt da ebenso gut ins Bild wie seine Signatur, die recht deutlich an die „Odalrune“ erinnert, die von u.a. einer SS-Freiwilligen Division oder der Hitler-Jugend verwendet wurde.

In jüngster Vergangenheit ist Wiesinger nicht mit Kommentaren zur Kunstszene aufgefallen - seine Beschimpfung der Rektorin der Akademie der bildenden Künste, Eva Blimlinger als „hässliches und dummes stück fleisch“ auf Facebook liegt schon einige Jahre zurück. Seine Bestellung ist aber schon aufgrund seiner Nähe zu Burschenschaften und der ideologischen Rechten ein Affront und eine Kampfansage an eine offene Kulturpolitik. Odin Wiesinger ist zwar nur eines von 25 Mitgliedern im Landeskulturbeirat, aber wie man aus der aktuellen österreichischen Politik weiß, werden die Grenzen des politisch Möglichen derzeit kontinuierlich nach rechts verschoben. Die Zustimmung der ÖVP Oberösterreich zum FPÖ-Kandidaten Wiesinger ist als Startschuss für einen ideologischen Umbau der gesamten Kulturpolitik des Landes zu sehen.

Mehr Texte von Werner Rodlauer

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Ihre Meinung

1 Posting in diesem Forum
kunst und politik
Brigitte Huck | 15.05.2019 05:25 | antworten
genau, werner ! wir erinnern uns : ihr werdet euch noch wundern, was alles möglich ist !!!

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