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Art Cologne: Vital geschrumpft

Plötzlich dieser Buzz. Die Art Cologne hat die Zeichen der Zeit erkannt und sich verkleinert. Die Reduzierung der Ausstellerzahl auf etwas über 170 von über 200 und die Verkleinerung von drei auf zwei Ebenen macht aus der Mutter aller Kunstmessen mit ihrer spezifisch rheinischen Gemütlichkeit zwar keinen Strandzirkus, doch die Stimmung zur Eröffnung vermittelt wieder etwas von dieser fröhlichen Geschäftigkeit, die man in der gähnenden Weitläufigkeit der vergangenen Jahre etwas vermisste.

Als Besucher erfreut man sich an der neuen Kompaktheit, obwohl die Messe nicht nur zeitgenössisch ist wie die Wettbewerber in Brüssel und Turin oder – bis auf wenige Ausnahmen – Madrid. Erstaunlich ist die Zahl der Branchen-Dickschiffe, die die Art Cologne mittlerweile wieder und jetzt schon zum wiederholten Mal versammelt: White Cube, Hauser & Wirth, Johann König etc.

Überraschend ist der Wechsel von Kamel Mennour aus Paris und London vom zeitgenössischen Ober- ins klassische Untergeschoss. Er zeigt eine sehr präzise inszenierte Einzelpräsentation von Lee Ufan, dessen Werke vielleicht nicht unbedingt ins Budget des rheinischen Sammlers passen. Doch der Franzose schwärmt von Köln. Er wollte den Künstler unbedingt hier zeigen. Verkaufen könne er ihn auch in Paris oder anderswo.

In diese Richtung lässt sich ebenfalls der Kommentar von Florian Berktold, Direktor bei Hauser & Wirth, deuten, der die Einzelpräsentation von Rita Ackermann betreut: "Der Vorteil hier ist, dass man ausführlicher mit Kuratoren sprechen kann, in Basel geht das so nicht. Man will ja nicht nur verkaufen. Die Künstler wollen auch ausstellen. Und die institutionelle Dichte hier ist sehr hoch." Der Umsatz scheint allerdings auch zu stimmen. Die Vernissage ist noch nicht zu Ende, da kommen schon die ersten Verkaufsmeldungen von den Presseagenturen der großen Galerien. Der Neumarkt für die ganz jungen Galerien ist endlich in das etabliertere Teilnehmerfeld integriert, was beiden Segmenten förderlich ist.

Überhaupt scheint der Markt im Rheinland erfreulich stabil. Die Sammler kaufen hier traditionell weniger nach dem Ohr oder dem Börsenbarometer. Galeristen können und müssen daher Substanz präsentieren. Nosbaum und Reding aus Luxemburg haben den Begriff von der Förderkoje daher wörtlich genommen und ein aufwendiges Labyrinth für die Skulpturen und Wandobjekte von Yann Annichiaro in den Stand gebaut. Levy zeigt großflächig den Nachlass von Friedrich Einhoff zu Einsteigerpreisen ab 500 Euro.

Anlass zum Jubeln gab es schon vor Beginn der Messe. Karin Schulze-Frieling, BVDG-Vorstand, erklärte auf der Pressekonferenz, das Finanzministerium habe anlässlich einer parlamentarischen Anfrage zugestanden, dass die Anhebung des Umsatzsteuersatzes von sieben auf 19 Prozent ein Fehler gewesen sei und der Branche geschadet habe. Man werde sich auf europäischer Ebene für einen niedrigeren Satz auf Kunst einsetzen. Damit könnten Galerien aus der EU auch wieder mit Kollegen etwa aus der Schweiz konkurrieren.

Mehr Texte von Stefan Kobel

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Art Cologne
11 - 14.04.2019

Art Cologne
50679 Köln, Hallen 4 - 5, Messeplatz 1
Tel: +49-221 821 32 48
Email: artcologne@koelnmesse.de
http://www.artcologne.de
Öffnungszeiten: täglich 12 - 20 Uhr


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