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Friedrich Achleitner 1930 - 2019

„Achi warf im Hintergrund des Saales seinen Motorroller an und fuhr mit Rühm auf dem Rücksitz durch den Mittelgang zur Bühne vor, sie legten Fechtmasken an und zertrümmerten den Flügel mit Beilen (im philharmonischen Wien eine veritable Tabuverletzung). Passagen der Langeweile mit Kalauern und Witzen ohne Pointen (Gerhard Rühm) dazwischen sollten das Publikum herausfordern, dieses reagierte jedoch scheinbar mit erheblichem Langmut.“, so beschrieb Oswald Wiener, was sich anlässlich des „2. Literarisches Cabaret“ der Wiener Gruppe im Jahr 1959 im Porr-Haus abspielte.

Friedrich Achleitner hatte Architektur bei Clemens Holzmeister und Bühnenbild bei Emil Pirchan studiert und mit Johann Georg Gsteu gemeinsam einige Jahre als Architekt gearbeitet. Dann aber obsiegte sein Interesse für Literatur und Friedrich Achleitner wurde 1958 freier Schriftsteller und Mitglied der Wiener Gruppe, gemeinsam mit H.C. Artmann, Konrad Bayer, Oswald Wiener und Gerhard Rühm. Die Architektur erhielt erst dann wieder eine Bedeutung für ihn, indem er sich ihr über die Sprache näherte und so wurde er zum wohl bedeutendsten Architekturkritiker Österreichs. Von seinem auf vier Bände angelegten Hauptwerk „Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert“ sind bis 2010 drei Bände erschienen, der vierte Band über Niederösterreich wurde nicht mehr begonnen. Die Architekturschreiberei sei Knochenarbeit, meinte Achleitner, die Literatur aber ein Vergnügen. Was Achleitner an Beschreibendem in der Literatur ablehnte, das legte er in seine Architekturkritik. Es ging ihm dabei vor allem darum, den Architekt*innen und ihrer „Scheißhackn“ (Achleitner in einem Interview in der „Presse“ 2010) zu gebührender Anerkennung zu verhelfen. Ihm selbst war die Anerkennung für sein Werk eher lästig, wenn nicht unangenehm. Der festen Meinung „dass Sprache ohnehin unfähig sei, irgend eine Form von Wirklichkeit zu erreichen oder gar abzubilden“ sah er sich als Handwerker der Sprache und entwickelte seine eigene Wirklichkeit der Architektur, die aber offensichtlich Anerkennung bei Vielen fand.
Achleitner erhielt zahlreiche Anerkennungen und Preise, zuletzt den Paul Watzlawick-Ehrenring 2011 und das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst (2014).

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Abbildung: Friedrch Achleitner im Ramen der Verleihung des Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst. Foto: Georg Stefanik/BKA

Mehr Texte von Werner Rodlauer

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