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Art Vienna: Eklektizismus mit Sinn

Das Debüt der Art Vienna im Jahr 2017 fand noch im Leopold Museum statt. Danach musste die Kunstmesse für ein Jahr pausieren und hat jetzt in der Hofburg am Wiener Heldenplatz eine neue Bleibe gefunden. Allerdings stehen für die Art Vienna nicht die Repräsentationsräume im ersten Stock zur Verfügung, die der Messeveranstalter M.A.C. Hoffman im November für die Art & Antique nutzen kann, sondern Räumlichkeiten Im Erdgeschoss die die Kunst nicht mit Gold, Stuck und Lustern erdrücken.

Das geringere Platzangebot schlägt sich in der Zahl der Aussteller nieder: 28 Stände finden auf der Art Vienna Platz und bis auf eine Ausnahme (Alessandro Casciaro aus Bozen) werden diese von österreichischen Galerien und Kunsthandlungen belegt, die durchwegs einen Querschnitt ihres Programms zeigen.

Kunsthandel Hieke legt ihren Schwerpunkt wie aktuell in ihren Räumen in der Grünangergasse auf die noch immer zu entdeckenden Künstlerinnen des frühen 20. Jahrhunderts wie Helene Funke und Bronica Koller-Pinell, Kolhammer und Mahringer haben Andy Warhols Siebdruck „Mao“ aus 1972 von der gleichzeitig stattfindenden Wikam im Palais Ferstel in die Hofburg verfrachtet und bieten daneben eine großformatige Litografie von Joan Miró (L’Essayage II, 1969, 24.800 €). Barbara Pretterhofer von unttld Contemporary hat sich neben den Galeriekünstler*innen Verstärkung für ihren Messestand geholt: Ein kleinformatiges Aquarell von Franz West und ein quadratisches Aquarell von Martha Jungwirth sollen die Kauflust der Besucher*innen wecken. Zs Art setzt vor allem auf die farbenfrohen Skulpturen von Roland Goeschl, neben Zeichnungen von Ingeborg G. Pluhar. Panarte aus Wien und die Galerie Leonhard aus Graz kombinieren ihr Programm zu einem stimmigen Mix aus den „Bewegtbildern“ von Marc Adrian und Alberto Biasi mit den um nicht weniger bewegten Leinwänden von Robert Schaberl oder den dreidimensionalen Fotoarbeiten von Ilse Haider.

Den interessantesten Messestand hat aber Alexander Giese vom Kunsthandel Giese und Schweiger zusammengestellt. Das von der Messe intendierte Crossover aus klassischem Kunsthandel und zeitgenössischen Galerien kommentiert Giese mit einem lockeren „Eklektizismus muss auch Sinn machen“. Und so schaut Hubert Schmalix’ „Darstellung einer Frau aus dem Jahr 2016 auf Gustav Klimts Studie für die „Tänzerin“ aus dem Stoclet-Fries und Elke Krystufeks „The Path“ trifft auf Oskar Kokoschkas „Geschichtsschreiber Herodot“. Gegenüber prang noch ein 206x250 cm großes Plastillinbild von Gelatin. Besser kann man ein österreichisches Treffen der Künstlergenerationen kaum in einen Messestand bringen.

Erfrischend auch ein kleiner Teil der Art Vienna, der die Besucher in das erste Untergeschoss der Hofburg führt. In vier „Cabins“ benannte Räume haben sich ARCC Art, die Galerie Reinthaler, Loft 8 und unttled Contemporary eingemietet. Für Loft 8 hat Anemona Crisan eine Gesamtinstallation aus roten und schwarzen Klebestreifen sowie neuen Acrylbildern erarbeitet, unttld widmet Christian Bazant-Hegemark eine Soloschau u.a. mit bisher kaum gezeigten Zeichnungen. ARCC Art zeigt Veronika Suschnig die ganz aktuell auch zwei ihrer Kinderzeichnungen mit Acrylpaste und Konditorenwerkzeug nachgezeichnet hat. Agnes Reinthaler zeigt einen kleinen Programmüberblick u.a. mit Deborah Sengl und Gerlinde Miesenböck.

In der ehemaligen Hofküche findet schließlich eine kleine Sonderschau Platz, die Georgij Melnikov für die Art Vienna kuratiert hat. Für „Hofburg unter dem Teppich“ wurden ein halbes Jahr lang Teppichböden, die bei Veranstaltungen in der Hofburg verwendet wurden gesammelt. 10 Künstler*innen bzw. Kollektive haben daraus Arbeiten entwickelt, die teils humorvoll, teils recht direkt die Geschichte der Hofburg bzw. der Republik reflektieren. Im Video „This is not schlagenderBurschenschafter?“ verausgabt sich ein junger Mann mit Käppi und Schärpe beim Teppichklopfen um „jene Partikelchen, die sich im Untergewebe sammeln und dort höchstzerstörerisch wirken“ (so der Begleittext) auch wirklich zu entfernen. Olivier Hölzl kombiniert diverse Adler zu einem „Great Again“-Gemälde und bei Anna Vasof stößt sich eine kleine bewegte Figur unentwegt die Nase an einem Sektglas, das leise klingt.

Die Art Vienna kann aufgrund ihrer Dimension wohl kaum auf großes internationales Echo hoffen, als Kaufanreiz für die lokale Szene taugt die Messe aber allemal.

Mehr Texte von Werner Rodlauer

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Art Vienna
15 - 17.03.2019

Art Vienna
1010 Wien, Hofburg, Heldenplatz
http://www.artvienna.org/
Öffnungszeiten: 11-19 h


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