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Herbert Ploberger - Im Spannungsfeld zwischen bildender und angewandter Kunst: Sachlich, angewandt, wiederentdeckt

Die Landesgalerie Linz widmet dem bedeutenden österreichischen Vertreter der Neuen Sachlichkeit eine umfassende Einzelausstellung. Bekannt ist der in Wels geborene Herbert Ploberger für seine nüchternen, neusachlichen Porträts und Stillleben, die zwischen 1925 und 1929 entstanden sind. Viel umfangreicher hingegen ist sein angewandtes Œuvre, denn Ploberger war bis zu seinem siebzigsten Lebensjahr an beinahe 170 Produktionen als Bühnen- oder Kostümbildner tätig. Neben den neusachlichen Gemälden und Kriegsbildern gibt die Ausstellung in drei Räumlichkeiten einen Einblick in das außerordentliche Schaffen des talentierten Zeichners.

Der 1902 geborene Ploberger besuchte das Gymnasium in Linz, bevor er 1920 sein Philosophie-Studium in Wien aufnahm und sich wenig später für ein Studium an der Kunstgewerbeschule (heute Universität für angewandte Kunst) entschied. Nach seinem Abschluss verbrachte Ploberger vier Monate in Paris, wo er die ersten Gemälde im Stil der Neuen Sachlichkeit malte. Vorbilder hatte er keine konkreten, sondern verschrieb sich mehr der aktuellen Zeitströmung, nämlich dem Realismus der 20er Jahre als Ablehnung des Expressionismus.

Nach seiner Rückkehr nach Wien stellte er erstmals zwei neusachliche Porträts neben Werken von u.a. Oskar Kokoschka, Anton Kolig und Albert Paris Gütersloh bei der Jahresausstellung der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens aus. Der Kunstkritiker Arthur Roessler beispielsweise lobte die einfache und klare Ausdrucksart seiner reduzierten Bilder. 1927 ging Ploberger nach Berlin, wo er gemeinsam mit Otto Dix, George Grosz, Alexander Kanoldt, Franz Radziwill, Georg Schrimpf und Christian Schad an der bedeutsamen Ausstellung „Die neue Sachlichkeit“ in der Galerie Neumann-Nierendorf teilnahm. Da Ploberger allerdings keine finanziellen Mittel zur Verfügung standen, konnte er sich nicht weiter ausschließlich der Malerei widmen. So begann er als Assistent bei Ernst Stern, dem ehemaligen Ausstattungschef von Max Reinhardt, bei dem er als Bühnenbildner die Kulissenmalerei lernte und auch als Kostüm- und Filmausstatter tätig war. 1929 fand die Weihnachtsausstellung im Oberösterreichischen Landesmuseum statt, für die Direktor Hermann Ubell neben Paul Ikrath und Franz Sedlacek auch Herbert Ploberger gewann. Auf Grund seiner hauptberuflichen Tätigkeit fehlte Ploberger allerdings die Zeit zum Malen und so konnte er neben zwanzig Zeichnungen nur vier Gemälde nach Linz schicken.

Ploberger arbeitete sich sehr schnell in die vielseitige Tätigkeit bei Ernst Stern ein und wechselte 1932 bereits als Kostümbildner an das Burgtheater. Es folgten Kostümbilder für Max Reinhardts Faust bei den Salzburger Festspielen. Besonders für die Walpurgisnacht konnte Ploberger seiner Fantasie freien Lauf lassen und elegante Tiere und zottige Monster entwerfen. 1934 trat Ploberger der „Reichsfachschaft Film“ in Berlin bei, wurde jedoch nicht Mitglied der NSDAP. Darauf folgten Tätigkeiten für diverse UFA-Filme in Berlin.

In der Ausstellung kann man die Entwicklung Plobergers Kostümfigurine gut nachvollziehen, denn sie wurden mit der Zeit stilisierter und selbstbewusster, die Köpfe der Dargestellten kleiner und ihre Handbewegungen umso inszenierender, wenn er den Blick des Betrachters auf die Kleidung lenken wollte. Die Skizzen gleichen vielmehr detailgetreuen Modeentwürfen, die sich mit großer Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit präsentieren.

Im Spätherbst 1943 verlor Ploberger seine Wohnung und das Atelier in Berlin, die durch alliierte Fliegerangriffe gänzlich zerstört wurden. Alle dort untergebrachten Bilder wurden vernichtet. Seine Eindrücke der zerbombten und zerstörten Stadt verarbeitete Ploberger in über sechzig Kriegsbildern, von denen einige in der Landesgalerie zu sehen sind. Flüchtende und verzweifelte Menschen inmitten leuchtender Himmel, Schutt, zerstörte Gebäude, ein Kind vor dem Feuer, eine Szene im Luftschutzkeller oder gar eine Dichte an Trümmern und zerstörtem Müll zeigen die in dunklen, düsteren Farbtönen gehaltenen Bilder.

Nach Berlin folgte eine kurze Tätigkeit als Bühnenbildner am Linzer Landestheater, bevor er nach Wien ans Theater in der Josefstadt und später als Kostümbildner zur ARD wechselte.

Bis zu seinem Tod 1977 war Ploberger an fast 170 Produktionen beteiligt, darunter 46 Fernsehfilme, 65 Kinofilme und 57 Bühneninszenierungen. Die von Ingrid Radauer-Helm kuratierte Ausstellung zeigt daraus eine beachtliche Menge an grafischen Arbeiten, die aus den unterschiedlichsten Institutionen zusammengetragen wurden, dennoch hätte man sich mehr inhaltliche Auseinandersetzung gewünscht, um sich nicht nur von Entwurf zu Entwurf durchkämpfen zu müssen. Ersichtlich wird jedoch schnell, dass es für

Ploberger stets das Ziel war, das Kostümliche dem Gesamtwerk eines Films oder Theaterstücks unterzuordnen. Er strebte keineswegs an, sich mit seinen Entwürfen in den Vordergrund zu drängen, wobei seine Bühnenbilder gewagter scheinen. Auch als Mensch galt er als zurückhaltend, sachlich und bescheiden. Es war vielleicht gerade sein neusachlicher Stil, den er von der Malerei ins grafische Œuvre übertrug, der ihm in der angewandten Kunst viel Ruhm und Auszeichnung brachte.

Mehr Texte von Désirée Hailzl

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Herbert Ploberger - Im Spannungsfeld zwischen bildender und angewandter Kunst
07.02 - 26.05.2019

OÖ Landesmuseum
4010 Linz, Museumstraße 14
Tel: +43 (0)732- 77 44 82- 0, Fax: +43 (0)732- 77 44 82- 66
Email: direktion@landesmuseum-linz.ac.at
http://www.landesmuseum-linz.ac.at


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