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Art Genève: Vom Startup zum Platzhirsch

Klein-Basel liegt in Genf. Das ging schnell: Nach nur sieben Jahren hat sich die Art Genève zu einer Kunstmesse mit aktuell 93 Galerien entwickelt, an der fast alle Dickschiffe der Branche teilnehmen. Ein gehöriger Teil des Untergeschosses der Art Basel gibt sich in der Messehalle am Flughafen ein Stelldichein. Wie in Basel (Design Miami Basel) gibt es in einer angrenzenden Halle sogar eine Deko-Abteilung: Mit der PAD hat die aus London und Paris bekannte Design-Messe bereits zum zweiten Mal einen kleinen Ableger mit 28 Ausstellern in Genf. Lustig hier: Viele Aussteller scheinen den selben Polsterer zu haben - Schaffell, wohin das Auge blickt.

Das stimmt ein auf die Art Genève, die man kaum Entdeckermesse nennen kann, und die das auch nicht sein will. Das Publikum in Genf ist augenscheinlich wohlhabend und entsprechend konservativ. Gerade deshalb ist sie attraktiv für Großgalerien. Hier kann man noch ein Spin Painting von Damien Hirst an die Außenwand der Koje hängen (Gagosian), ohne ausgelacht zu werden.

Andererseits ist es möglich, museale Werke der Moderne zu zeigen, ohne sie zu verbrennen, weil die Chancen groß sind, sie auch hier zu verkaufen. Bei Hauser & Wirth wird man sich diese Sorgen ohnehin nicht machen müssen. Die Filialgalerie hat gerade ein neues Outlet in St. Moritz eröffnet, und die Matriarchin Ursula Wirth zeigt aktuell in Somerset aktuell PR-trächtig eine Ausstellung mit Kunst von Frauen aus ihrer Sammlung. Für die Galerie liegt daher nichts näher, als dieses Modepferd zu reiten. Auch Gagosian sucht den großen Auftritt, weniger mit dem wie immer gemischten Bauchladen am Stand, sondern mit der Sonderausstellung aus der Estate-Reihe der Messe mit einer gigantischen Installation von Chris Burden, die ansonsten nur auf der Art Unlimited in Basel vorstellbar ist. Dort wäre sie allerdings nur eine von vielen Mega-Präsentationen, während sie hier als Solitär im Rampenlicht steht.

Diese Art des "The Winner Takes It All" erweist sich für die kleineren Galerien zunehmend als Problem. Für die einheimischen KollegInnen entwickelt sich die Messe zum Muss und zu einer weiteren Möglichkeit der Kundenpflege. Lorenz Helbling ist Schweizer, aber mit seiner Galerie ShanghART in China erfolgreich. Letztes Jahr hat er einen Raum zusammen mit Waldburger/Wouters in Basel eröffnet. In Genf könne er sich viel mehr um seine eher bedächtigen Schweizer Sammler kümmern als auf der hektischen Art Basel. Andreas Grimm von der Zürcher Galerie Eva Presenhuber erklärt seine Erstteilnahme ebenfalls mit der Kundennähe der Genfer Messe. Die Westschweizer würden halt selten nach Zürich fahren. Daher kämen sie jetzt zu ihren Kunden. Was diese anscheinend auch goutieren. Die Umsätze zur Eröffnung stimmen jedenfalls.

Als Auswärtiger ist es da schon ein bisschen schwieriger. Alex Reding von Nosbaum & Reding aus Luxemburg und Arne Zimmermann von Pablo's Birthday aus New York gehören zu den Veteranen der Messe und sind mit ihrem mittelständischen Segment mittlerweile in der Minderheit. Sie haben sich jedoch über die Jahre einen Kundenstamm aufgebaut. Für österreichische Galerien scheint der Standort hingegen nicht so attraktiv zu sein. Immerhin ist Christine König aus Wien noch dabei, das allerdings auch schon fast von Anfang an und daher ganz gut aufgestellt.

Zum Glück ist Messedirektor Thomas Hug so klug, eine sehr stark geförderte Sektion für Off-Räume und junge Galerien vorzuhalten. Hier stellt Christian Siekmeiers Wiener Neuzugang Exile aus. So geht der Kontakt zur aktuellen Szene nicht verloren.

Mehr Texte von Stefan Kobel

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Art Genève
31.01 - 03.02.2019

Palexpo
1218 Le Grand-Saconnex, Route François-Peyrot 30
http://www.artgeneve.ch


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