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Stadt der Frauen - Künstlerinnen in Wien von 1900 bis 1938: 100% weiblich

Als 1908 in Wien die Kunstschau eröffnet wurde, betrug der Anteil der Künstlerinnen unglaubliche 33% – eine Quote, die auch heute noch keine Selbstverständlichkeit ist. Die Damen waren gut ausgebildet, engagiert, von ihren männlichen Kollegen überwiegend respektiert wie akzeptiert. Dennoch hat es Jahrzehnte gedauert, bis die Werke dieser Künstlerinnen wieder aus dem Depot geholt, ausgestellt wie aufgearbeitet werden.

1999 hatte Ingried Brugger mit dem „Jahrhundert der Frau“ im Kunstforum Wien einen eindrucksvollen Beginn gemacht, knapp zwei Jahrzehnte später mehren sich die Präsentationen und Publikationen. Das ist zum einen gut, denn es gibt bei derlei Präsentationen immer wieder neues zu entdecken und in neuen Konstellationen zu betrachten, doch gewinnt man zum anderen den Eindruck, mit den reinen Frauen-Ausstellungen etwas auf der Stelle zu treten.

Die von Sabine Fellner für das Belvedere kuratierte Schau „Stadt der Frauen“ ist so eine Ausstellung. Nichts falsch gemacht, aber so richtig begeistern vermag die Kollektion leider auch wieder nicht. 60 Positionen geben hier einen historischen Überblick, führen vor, wie sehr die Frauen an der Entwicklung der Moderne mitbeteiligt waren, doch bleibt es letztlich doch wieder nur eine Stoffsammlung. Gerne würde man einzelne Positionen im Kontext ihrer männlichen Kollegen sehen. Das skulpturale Werk der Teresa Feodora Ries beispielsweise oder wunderbaren Plastiken von Elza Kövesházi-Kalmár.
Elena Luksch-Markowski hat man bislang hauptsächlich für ihre graphischen Entwürfe für die Wiener Werkstätte gekannt, ebenso Mileva Roller. Beide waren Ehefrauen von Künstlern, bisher eher als „Frau von...“ wahrgenommen. Und während Olga Wisinger-Florian, Tina Blau oder Broncia Koller-Pinell aus der frühesten Generation seit Jahren eine feste Größe in der Kunstgeschichte darstellen, würde man sich gerne mit Helene Funke, Lilly Steiner, Marietta Lydis oder Friedl Dicker eingehender beschäftigen. Erika Giovanna Klien führte in New York fort, was sie bei Franz Čižek an der Kunstschule Gelernt hatte, gemeinsam mit My Ullmann und anderen steht sie für den Kinetismus, einer Stilform, die als eine der wenigen aus der Wiener Moderne bleiben wird.

Vor einem Jahrhundert waren all diese Frauen selbstverständlicher Teil des Kunstbetriebs, nach dem zweiten Weltkrieg wurden sie zu einer verlorenen Generation und man hofft, dass Ausstellungen wie diese nur eine Zwischenstation zu mehr Selbstverständnis sind. Was also ist zu tun? Bitte weiter machen, 33% Männeranteil würden schon reichen!

Mehr Texte von Daniela Gregori

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Stadt der Frauen - Künstlerinnen in Wien von 1900 bis 1938
25.01 - 19.05.2019

Unteres Belvedere
1030 Wien, Rennweg 6
Tel: +43 1 795 57-200, Fax: +43 1 795 57-121
Email: info@belvedere.at
http://www.belvedere.at
Öffnungszeiten: Täglich 10 bis 18 Uhr, Mittwoch 10 bis 21 Uhr


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