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Artissima 2018: Die Größte unter den Kleinen oder umgekehrt

Ein Vierteljahrhundert Artissima – Zeit zurückzublicken, aber auch nach vorne zu schauen. Die Kunstmesse in Turin gehört nicht zu den sogenannten A-Messen (Basel, Frieze, Fiac), ist aber auch keine Provinzmesse. Das Programm ist schon immer strikt zeitgenössisch. Eine Art Basel-Galeristin erklärt die Artissima gar zur Notwendigkeit. Sie selbst nimmt immer wieder mal teil, wenn sie ein bestimmtes Projekt hat, dieses Jahr allerdings nicht. Es ist jedoch genau diese Möglichkeit, außergewöhnliche Präsentationen zu realisieren, die diese Messe für sie so interessant macht. Die vor einigen Jahren eingeführte Performance-Sektion sei einzigartig. Man müsse immer wieder neue Kunstformen ausprobieren und in der Gesellschaft verankern. Messen seien dazu eine geeignete Plattform.

Die Artissima bedient genau das Segment der Avantgarde, das diesseits der Investitionskunst ökonomisch in einer Strukturkrise steckt. Zudem gilt der italienische Markt als eher zäh; am ersten Tag wird selten verkauft. Eine Ausstellerin aus der recht neuen Zeichnungs-Abteilung stöhnt: "Ein Abschluss wär schon ganz schön. Gut, die Künstlerin kennt hier ja kaum einer. Dafür macht man's ja auch, damit sie bekannter wird. Und es fragen auch ganz viele. Aber die Sachen sind ja nicht so rasend teuer. Da wäre es schön ganz schön, wenn dann mal jemand nicht sagt: "Das gefällt mir.", sondern auch: "Das nehm' ich jetzt mal mit."

Zwar ist die Messe bei Kuratoren beliebt, doch macht das nicht satt. Wie andere Wettbewerber arbeitet die Artissima daher an Modellen, die das Format inhaltlich ansprechend und ökonomisch sinnvoll gestalten sollen. Es ist die zweite Ausgabe unter Direktorin Ilaria Bonacossa. Sie weiß um die Bedürfnisse ihrer Aussteller: „Wir überlegen natürlich auch, wie man mit den finanziellen Gegebenheiten der jüngeren Galerien umgeht. Wir haben den Professional Art Trust aus Mailand dafür gewonnen, drei jungen Galerien den Stand als Preis zu geben. Ich glaube, das ist ein Weg, den Messen gehen könnten, um das Messemodell voran zu bringen.“

„Ich glaube, Messen müssen kleiner werden, weil Sammler nicht länger bleiben, nur weil eine Messe mehr Aussteller hat. Wir hatten das Gefühl, dass viele Galerien ausreichend verkaufen, aber wir wollen, dass sie gut verkaufen. Andersrum gilt das auch für unsere Aussteller: Wir wollen keine passablen Galerien, sondern exzellente.“ Die Senkung der Teilnehmerzahl bei gleicher Fläche will sie sowohl über größere Kojen erreichen, als auch über die Zusammenarbeit mit Partnern. „Wir wollen in dieser Halle bleiben und benötigen dafür eine gewisse Größe“, erkärt sie. Sie hat keine Angst, zwischen den Großen des Geschäfts und den neuen kleinen Boutique-Messen zerrieben zu werden: „Ich glaube, Artissima ist die größte der kleinen Messen oder die kleinste der großen. Wir sind also ein bisschen zwischendrin. Wir sind keine Regionalmesse, unsere Aussteller sind zu 60 Prozent international. Wir sind aber nicht Corporate und immer noch eine sehr persönliche Messe, wir sourcen nichts aus, es gibt immer Ansprechpartner. Ich glaube, das ist sehr wichtig und unterscheidet uns von anderen Veranstaltungen.“ Denn letztlich ist Kunst ein People's Business – wenn es nicht gerade um das große Geld geht.

Mehr Texte von Stefan Kobel

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Artissima 2018
02 - 04.11.2018

Oval - Lingotto Fiere
10126 Turin, Via Nizza 294
Email: info@artissima.it
http://www.artissima.it
Öffnungszeiten: täglich 11 - 19 h


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