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Wirkungsmacht

Es ist schon bemerkenswert, wie die deutschen Medien Nicolaus Schafhausens Wirken in der Kunsthalle Wien wahrnehmen. „Schafhausens Maßnahmen gefielen nicht jedem. Medien, Politik und das Establishment der Kunstwelt mäkelten – auch, weil Schafhausen als Kurator gesellschaftspolitisch klar Stellung bezieht“, schrieb im Jänner noch die Saarbrücker Zeitung. Klar, die Wiener Kunstszene lebt ja sonst hinterm Mond. „Monopol“ kürte ihn erst vor wenigen Monaten zu einer der wichtigsten Personen der Kunstwelt, und vom „Spiegel“ abwärts wurde nun eifrig die Meldung rapportiert, dass er aufgrund „der nationalistischen Politik in Österreich“ zurücktrete.

Bereitwillig nimmt man jene Erzählung auf, in der eine zutiefst provinzielle Szene die Aufklärung in Gestalt Schafhausens leider ignoriert hat. Liegt es vielleicht daran, dass man in Deutschland die Kunsthalle nicht vor der Tür hat? Dass man nicht mitbekommen hat, dass ihr Leiter nie wirklich in der Stadt angekommen ist? Die naheliegende Frage, wie sich die Kunsthalle in der Wiener Szene positionieren solle, nervte ihn bereits bei einer der ersten Pressekonferenzen. Damals war er wenigstens anwesend, was später nicht immer der Fall war.

Es waren bedeutungsschwere Worte, die nun die Kunsthalle aussandte: „Die Wirkungsmächtigkeit von Kunst ist in Zeiten nationalistischer Politik stark eingeschränkt“, dieser Satz wurde allerorten zitiert. In der „Süddeutschen“ präzisierte Schafhausen, Gespräche mit Vertretern der Regierung seien für ihn „undenkbar“ (als hinge Wohl und Wehe einer städtischen Kunsthalle davon ab), außerdem sei es mit dem zivilgesellschaftlichen Denken und Handeln nicht weit her in dieser Stadt.

Ja, ist denn nicht gerade deswegen die Kunst gefragt? Hat sie nicht schon während Schwarz-Blau I ihr gesellschaftspolitisches Potenzial, auf das sich Schafhausen so gern beruft, entfaltet? Etwa mit der „KanakAttack“-Installation von Feridun Zaimoglu, den damals sein Vorgänger Gerald Matt einlud? Oder mit Christoph Schlingensiefs unvergessener Arbeit „Bitte liebt Österreich“, vor der damals täglich, manchmal bis zwei Uhr nachts, Passantinnen und Passanten diskutierten? Mit dem Fassadenprojekt an der Secession? Genau solche Dinge wären jetzt nötig. Eine Kunsthalle könnte Wesentliches dazu beitragen.

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Abbildung: Auszug aus dem Corporate Design der Kunsthalle Wien

Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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