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Christine & Irene Hohenbüchler: „... was mir so Angst machte, und so schwer auf dem Herzen lag..“

Die Galerie Martin Janda zeigt erstmals seit 2009 Werke des Künstlerpaares Christine und Irene Hohenbüchler. Die in Wien geborenen und in Bildhauerei und Malerei ausgebildeten Zwillingsschwestern präsentieren in der Eschenbachgasse eine Werkschau von älteren und jüngeren Arbeiten. Die Ausstellung bietet so einen guten Eindruck ihres künstlerischen Ansatzes. 

Beim Betreten der Galerie fallen großformatige Bleistift- und Buntstiftzeichnungen auf, die 2011 entstanden sind. Eines ist ein Triptychon und trägt den geheimnisvollen Titel „Wächter, Jupiter, Leben“. Die Arbeiten stellen schematisierte Figuren dar, manchmal wie Holzpuppen aussehend, die weit entfernt an Figuren von de Chircio oder an surrealistische Arrangements erinnern. Die Darstellung bietet ein weites Feld für kunsthistorische Interpretation, geht aber darüber hinaus in eine psychologische Dimension. Da pulsiert bei zwei Puppen ein gemeinsames Herz. Eine andere „Figur“ verfügt über mehrere Beine und ist mit einer Anderen verschlungen.

Die Grundlage des Arbeitens der Hohenbüchler-Zwillinge ist ihre gemeinsame Autorenschaft. Gerade bei dem Zeichenprozess ist dies gut ersichtlich, da sie ohne große konkrete Vorstellung zu zeichnen beginnen und einander ablösen. Es scheint als würden Sie an einem gemeinsamen Text weben, wie man das auch haptisch bei den textilen Arbeiten der Geschwister sehen kann. Die übereinander gelegten und miteinander verwobenen Fäden ergeben eine Textur, ein Textil. In einem ähnlichen Verfahren entstehen ein Text, ein Bild und eine Bildsprache.  

Die beiden Künstlerinnen, die seit Beginn der 1990er Jahre gemeinsam ausstellen, wurden bekannt für die Erweiterung der gemeinsamen zu einer „multiplen Autorenschaft“. Die beiden Künstlerinnen arbeiteten dabei oft mit sozial benachteiligten und hilfsbedürftigen Menschen wie den zu Betreuenden der Lebenshilfe zusammen. Sie produzierten mit Ihnen Werk- und Kunststücke und gaben auch deren Autorenschaft bekannt. In der Ausstellung sind dazu Kleidungsstücke zu sehen, die zusammen mit Patienten der forensischen Psychiatrie entstanden sind. Es sind schwere weiße Mäntel und Umhänge, die teilweise an Zwangsjacken erinnern und die mit Äußerungen der Patienten bestickt sind: „...das Gefühl hat übrigens immer recht..., 1993“ . Die Arbeiten erinnern in ihrem weiß an sterile Anstalts- aber auch an Priesterkleidung und haben eine schaurige Note.

Zuletzt sei hier noch auf Gitterstrukturen der beiden Künstlerinnen von 2006 verwiesen, die in einer Art inhaltlicher oder indirekter multipler Autorenschaft entstanden sind. Es sind Referenzen zu Forschungen des Zoologen Ernst Haeckel zu Einzellern, die Christine und Irene Hohenbüchler hier ziehen.

Es ist auf jeden Fall wert, dem sehr eigenwilligen Kosmos von Christine und Irene Hohenbüchler erneut in Wien zu begegnen.

Mehr Texte von Susanne Rohringer

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Christine & Irene Hohenbüchler
06.06 - 21.07.2018

Galerie Martin Janda
1010 Wien, Eschenbachgasse 11
Tel: +43 1 585 73 71, Fax: +43 1 585 73 72
Email: galerie@martinjanda.at
http://www.martinjanda.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 11-18h
Sa: 11-16h


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