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TullnART - Garten der Künstler: Ideen von Natur

„Nehmen Sie sich zwei Sessel.“ Vielleicht sollte man die Aufforderung im Entrée der Ausstellung „Garten der Künstler“ in Tulln nicht allzu wörtlich nehmen. So wie Cynthia Schwertsik in ihrem Video „Zaun Gast“ auf zwei Stühlen zwischen den Kunstwerken herum zu staksen wäre wohl zu anstrengend.

Der Garten ist heute mehr denn je Sehnsuchts- und Rückzugsort, besonders für gestresste Großstädter, und die grüne Oase kann Ausgangspunkt sein für künstlerische Utopien einer ökologisch vertretbaren, besseren Lebensweise. 26 künstlerische Positionen sind im Rathaus / Minoritenkloster Tulln zu einer Ausstellung zusammengefasst, die das Thema Garten / Natur im weitesten Sinn umkreist und dann hinausführt in die „inoffizielle Gartenhauptstadt Österreichs“. Die Zugänge zum Thema könnten unterschiedlicher nicht sein. Clemens Wolfs „Zaun-Zeichnungen“ aus gebogenen Bauzaun-Elementen lassen den Garten als Kampfzone des Kleingärtnertums erahnen während Heinz Cibulka in seiner Performance-Installation „Kompost“ direkt auf die Notwendigkeit des richtigen Nährbodens für Pflanzen wie für die Kunst verweist. Genügend Nährstoffe bietet jedenfalls die Installation von Sonja Bäumel und Manuel Selg, die auf 1x1 Metern ein Relief von Bakterien überwuchern lassen. Den (eigenen) Garten gestalten können die Besucher in Anna Aistleitners „No Garden“, einem überdimensionalen Setzkasten mit verschiedenfarbigen Würfeln, in dem sich die Landschaft idealtypisch planen lässt.

Einen Blick in ein Gartenbiotop hat Alois Mosbacher in seinem 14-teiligen Großbild „Ascension“ geschaffen, das im Zentrum der Ausstellung Lust auf Überlegungen zur Zukunft der Erde machen soll. Jenseits einer rein künstlerischen Auseinandersetzung können sich hier Initiativen für eine nachhaltige Nutzung von Ressourcen oder dem Kampf gegen den Klimawandel präsentieren. Die Besucher sind eingeladen, die Vorschläge weiter zu denken oder sich zu vernetzen.

Einer der profiliertesten Künstler für den Themenbereich der Ausstellung ist sicherlich Lois Weinberger, der nicht erst seit seiner Teilnahme an der documenta X 1997 den Diskurs unseres Verhältnisses zur Natur maßgeblich beeinflusst hat. Die für die Ausstellung geschaffene Fotoarbeit „Die Erde halten“ verweist auf die Schutzbedürftigkeit der Natur, während er in einer Plakatserie, die auch in der Stadt Tulln selbst an vielen Stellen auftaucht, zum Nachdenken über Natur anregt. Ins genaue Gegenteil einer künstlich geschaffenen technoiden Biologie führen die „Oribotics“ des Australiers Matthew Gardiner. Mit Sensoren, Motoren und LED-Licht ausgestattete blumenartige Gebilde reagieren auf die Bewegungen der Besucher und antizipieren eine Science-Fiction-Welt, in der die Roboter bereits die Herrschaft über die Erde übernommen haben.
Bis dahin bietet die Stadt Tulln selbst noch genügend Raum und Natur für 22 weitere künstlerische Interventionen im Rahmen des Ausstellungsprojekts, die sich vom Hauptplatz über die Aulandschaft bis zur Garten Tulln ziehen und zu Fuß oder mit dem Rad erkundet werden können.

Informationen zum Begleit- und Führungsprogramm gibt es unter
tulln.at/greenart

Mehr Texte von Werner Rodlauer

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TullnART - Garten der Künstler
06.05 - 30.09.2018

Rathaus / Minoritenkloster Tulln
3430 Tulln, Minoritenplatz
Tel: +43 2272 61915, Fax: DW 34
Email: stadtamt@tulln.gv.at
http://www.tulln.at
Öffnungszeiten: Do-So 10-17 h


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