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Wettbewerb: Plakat politisch machen – 60 Jahre Kunst statt Werbung

International offener, einphasiger Kunstwettbewerb Kunst im Untergrund 2018

Das Jahr 2018 ist für den Kunstwettbewerb „Kunst im Untergrund“ ein Grund zum Feiern: Vor 60 Jahren wurden unter dem Vorsitz des DDR-Gebrauchsgrafikers Klaus Wittkugel erstmals aus einem Wettbewerb heraus jurierte Plakate auf den Flächen des von Ost und West durchkreuzten U-Bahn-Knotens Alexanderplatz sowie später auch in drei weiteren Ostberliner U-Bahnhöfen präsentiert. Die Ergebnisse der beiden ersten Wettbewerbsrunden von 1958-60/61 wurden, parallel zum Internationalen Städtebauwettbewerb für eine Neugestaltung des bombenzerstörten Alexanderplatz- Areals, auf den Bahnsteigen D (U8) sowie später E (U5) ausgestellt. „Zum ersten Mal in der Geschichte der Berliner U-Bahn wurden Künstlern Reklameflächen freigegeben für die Popularisierung der großen Idee des Friedens; der rechte Ort für diesen Zweck, denn in den Untergrundbahnhöfen der Berliner U- und SBahn suchten im zweiten Weltkrieg die Menschen Schutz vor den Bomben...“1

Nach einer längeren Pause wurde ab 1981/82 auf Initiative von Studierenden der Kunsthochschule Weißensee erneut ein Wettbewerb in unregelmäßigen Abständen durchgeführt.

Der Wettbewerb stand zwischen 1958 und 1989 in einem wechselvollen und auch spannungsgeladenen Verhältnis zum kulturpolitischen Anspruch und Alltag der DDR; zwischen Anpassung, Aufbegehren und politischer Instrumentalisierung wurden politische Plakate zu Themen wie „Frieden der Welt“, „Berlin – Stadt des Friedens“, „Kultur in Berlin“, „Kunst und Literatur für den Frieden“ sowie dem „Denken an Revolution“ und „Umwelt Bilder – Um Weltbilder“ entwickelt.

Seit Anfang der 1990er Jahre setzt eine Arbeitsgruppe (AG) des Kunstvereins neue Gesellschaft für bildende Kunst (nGbK e.V.) für das Land Berlin den diesjährig unter dem Titel „Kunst statt Werbung“ ausgelobten Wettbewerb jährlich um. Seit 2008 beanspruchen Werbetreibende den U-Bahnhof Alexanderplatz. Er steht aufgrund der hohen Fahrgastfrequenz jetzt unter enormen Verwertungsdruck, ihn der Kunst zu überlassen wurde undenkbar. Die nGbK entschloss sich zusammen mit der für Kultur zuständigen Senatsverwaltung, den Wettbewerb – nun ohne festen U-Bahnhof und mit neuem Titel „Kunst im Untergrund“ – weiter zu führen. Zwischen 2008 – 2013 wurden verschiedene U-Bahnhöfe und U-Bahnlinien als Realisierungsort für Plakate und darüber hinausgehende ortspezifische Installationen genutzt. Im Unterschied zum bisherigen Kunstwettbewerb wurde der Radius innerhalb der Stadt und des U-Bahnnetzes erheblich erweitert und künstlerische Arbeiten produziert, die dezidiert orts- und kontextbezogen sowie interventionistisch vorgingen. Eine Weiterentwicklung des Wettbewerbs begann 2013 mit der thematischen Fokussierung auf die Entwicklungen des Stadtteils Hellersdorf und der Einbeziehung von oberirdischen Präsentationsflächen und einer umfangreichen Vermittlung.

Der Kunstwettbewerb für Kunst im Untergrund ist damit seit Jahrzehnten ein wichtiger Bestandteil des Programms Kunst im Stadtraum der Landes Berlin. Verglichen mit Kunst in der U-Bahn in anderen Großstädten wie London, Wien, Moskau oder New York ist das Projekt in Berlin weniger auf Repräsentation und Bahnhofsgestaltung ausgerichtet. Dieser Wettbewerb hat sich in den letzten Jahren als Format entwickelt, welches über die Entwicklung neuer zeitgenössische Formen der Kunst im Stadtraum zugleich an der Erarbeitung von Themen und Diskursen interessiert ist.

Im Jubiläumsjahr 2018 kehrt der Kunstwettbewerb an den Alexanderplatz zurück. An der Linie U5 sollen im U-Bahnhof Alexanderplatz politische Großplakate bzw. Plakatserien unter dem Motto „Recht auf Stadt“ auf den Hintergleisflächen präsentiert werden.

Parallel zum international offenen, einphasigen Kunstwettbewerb wird ein kooperatives Verfahren durchgeführt, zu dem die Künstlerin Katharina Sieverding und die Künstler Wolfgang Tillmans und Sven Johne angefragt sind.

Die Künstler_innen des kooperativen Verfahrens werden neben der Realisierung von Großplakaten im U-Bahnhof Alexanderplatz eine Kontextualisierung ihrer Entwürfe für den Projektraum in Berlin-Hellersdorf entwickeln.

Alle Informationen zum Wettbewerb unter --> http://ngbk.de/de/show/70/auslobung-plakat-politisch-machen-60-jahre-kunst-statt-werbung

Die Entwürfe sind bis zum Dienstag, den 22. Mai 2018 zwischen Mo. – Fr., 10 – 17 Uhr
abzugeben bei:
neue Gesellschaft für Bildende Kunst e.V. (nGbK)
z.Hd. Katja Rein
Oranienstraße 25
10999 Berlin


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1) Klaus Wittkugel, Professor für Grafik an der Kunsthochschule Weißensee und Vorsitzender Zentrale Sektionsleitung Gebrauchsgrafik im Verband Bildender Künstler, im Katalog ,Frieden der Welt' 1959.

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