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Rudolf Polanszky - Eidola: Erkenntnistheorie am Schrottplatz

Verwitterte Kartons, Metallplatten, Drähte und Folien: Das ist der Stoff, aus dem Rudolf Polanszky seine Skulpturen baut. Aufgeweichte Pappstücke rollen sich auf, rostige Drähte bilden Wirbel, aus Schaumstoffplatten entstehen Stapel, aus Spiegelfolien und Acrylausschnitten monumentale Wandobjekte.

Polanszky, so scheint es, war lange Zeit eher am Rande des Geschehens, große Ausstellungen gab es selten von ihm. Tatsächlich arbeitete er aber nicht fern der Szene, kollaborierte oft auch mit Franz West. Polanszkys rohe Gebilde lassen denn auch entfernt an dessen Arbeiten denken; die Verwendung „armer“ Materialien schließt an die lange Arte-Povera-Tradition an. Doch Polanszkys spontane, leichtfüßige Art der Komposition – er nennt es „Ad-Hoc-Synthese“ – erweist sich als reizvoll und eigenständig.

Das theoretische Unterfutter für seine Kunst liefert der Künstler selbst: In einem Video tritt eine Affen-Handpuppe auf und spricht treuherzig sperrige Sätze wie diesen: „Transaggregate sind ein über einen scheinbar stabilen Zustand hinausweisendes, instabiles Konstrukt einer subjektiven Realität.“ Das zur Ausstellung erschienene Künstlerbuch wartet mit Reprints seiner Notizen auf, in denen assoziativ Fragmente zu Mathematik, Metaphysik, Kunst- und Erkenntnistheorie aneinandergereiht werden. Vieles von dem, was hier notiert wird, spricht grundsätzliche skulpturale Themen an, anderes lässt sich schwer mit seiner Kunst zusammenführen – wie etwa die Ordnung der Primzahlen mit seinen Assemblagen aus Schrottplatzware zusammengeht, erschließt sich kaum.

Insofern ist dieses Projekt vielleicht als zweigeteiltes zu begreifen, stehen die Skulpturen im Hauptraum der Secession ebenso für sich wie das Buch. Zwar hätte man gern weitere Sparten von Polanszkys Schaffen gesehen, etwa die Malereien oder Fotomontagen. Doch die Ausrichtung von Retrospektiven gehört eben nicht zu den Aufgaben dieser Künstlervereinigung, insofern ist die Fokussierung auf Skulptur und einige wenige Filme schlüssig.

Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Rudolf Polanszky - Eidola
09.02 - 22.04.2018

Secession
1010 Wien, Friedrichstrasse 12
Tel: +43 1 587 53 07, Fax: +43 1 587 53 07-34
Email: office@secession.at
http://www.secession.at
Öffnungszeiten: Di-So 14-18 h


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