Werbung
,

Michel Majerus. Laboratorium für die Feststellung des Offensichtlichen. 3. Kapitel: Aus dem Mal-Labor

Das letzte Kapitel der Ausstellungstrilogie „Michel Majerus. Laboratorium für die Feststellung des Offensichtlichen“ ist derzeit im Michel Majerus Estate in Berlin zu sehen. Überraschen kann es nicht, aber den Blick wach halten.

Der von Brigitte Frantzen kuratierte Ausstellungstrilogie gelingt es vor allem zu zeigen, dass die Kunst des 2002 bei einem Flugzeugunglück all zu früh gestorbenen Michel Majerus aus weit mehr ästhetischen Strategien sich speist, als nur aus der des angesichts dieses Werkes immer wieder strapazierten pop-postmodernen Samplings. Sicherlich gehört diese zitierende Form des Lifestyle-Samplings zu Majerus' künstlerischer Herangehensweise an das altehrwürdige Medium Malerei. In der Ausstellung – der Titel ist ein Zitat aus Majerus' jetzt erstmals auszugsweise veröffentlichten Notizbüchern – zeigt dies das Bild „ohne Titel“, 1991. Noch als Student hat der Künstler diese stark vergrößerte Comicseite gemalt, auf der einer der „Heinzelmännchen“ „Scheiss Leben“ grummelt.

Doch genau so intensiv hat sich Majerus bekanntlich mit jüngerer Kunstgeschichte befasst. Sein hier gezeigtes frühes Meisterwerk „VOGUE deutsch 7/95“, 1995, ist ein Beispiel dafür. Das Bild variiert das Gemälde „Die großen Freunde“ aus Georg Baselitz’ „Helden“-Serie (1995) farblich, wobei sich Majerus an dem recht farbenfrohen Abdruck des Baselitz-Werkes in einer Ausgabe der VOGUE orientiert. Außerdem finden sich im Werk von Majerus immer wieder rein abstrakte Arbeiten – in der Ausstellung etwa das beinahe monochrome „leuchtrosa“, 1995. Damit belegt Brigitte Frantzen das Interesse des Künstlers an malerischen Problemstellungen, in deren Bearbeitung Majerus aber eben nicht im postmodernen Denken von Digitalisierung und Pastiche gefangen bleibt. Das im ersten Teil der Trilogie gezeigte Großformat „Celebration Genereration“, 1994, verrät zudem, dass sich Majerus durchaus auch an politischen Fragestellungen abgearbeitet hat, ist auf dem Bild doch ein kommentiertes Flugblatt zu sehen, das mit je einem Satz entschieden gegen die damals real existierenden Parteien polemisiert.

Dass Brigitte Frantzens Zusammenstellung diese ästhetischen Ansätze von Michel Majerus nebeneinander und gleichwertig vorstellt und dass „Michel Majerus. Laboratorium für die Feststellung des Offensichtlichen“ damit nicht im Kunstklischee „Majerus=Maler-DJ“ stecken bleibt, hält den Blick wach auf dieses immer noch frische Oeuvre.

Mehr Texte von Raimar Stange

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Michel Majerus. Laboratorium für die Feststellung des Offensichtlichen. 3. Kapitel
20.01 - 03.03.2018

Michel Majerus Estate
10405 Berlin, Knaackstraße 12
Tel: +49 30 47377300
Email: info@michelmajerus.com
https://www.michelmajerus.com/
Öffnungszeiten: Sa 11-18 h


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: