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Art Düsseldorf: Kleine Kopie – große Hoffnung

Gut schaut sie aus, die erste Ausgabe der Art Düsseldorf. Das Areal Böhler am linksrheinischen Stadtrand bildet den Düsseldorf-typischen hochglanz-konservierten  Ex-Industrie-Rahmen, in dem zeitgenössische Kunst gerne präsentiert wird. 79 Galerien entsprechen dem aktuell angesagten Format kleinerer Messen, die vor allem auf das regionale Publikum abzielen. Das hat die Veranstaltung wohl auch für die Minderheitseignerin Messe Schweiz attraktiv gemacht, deren Einfluss man im professionellen Setup überall zu spüren vermeint.

Jakob Pürling von der jungen Galerie Drei aus Köln ist nicht überschwänglich, aber auch nicht unglücklich über die Teilnahme. Es sei ein bisschen wie auf der Art Cologne, mit  ähnlichem Publikum, aber eben nur halb so vielen Ausstellern. Das soll wohl heißen,  dass theoretisch relativ doppelt so viel Kaufkraft auf jede Galerie fällt wie in Köln.

Das setzt allerdings voraus, dass die Besucher auch tatsächlich im selben Maße kaufen wie bei der Rivalin ein Stück rheinaufwärts. Ein besonderer Drang dazu ist am Eröffnungstag jedoch nicht zu verspüren. Die einheimischen Aussteller sind wie immer zu solchen Gelegenheiten meistens im Gespräch mit ihren Bestandskunden, die angereisten Kollegen müssen sich hingegen auffällig oft mit sich selbst oder ihren Telefonen beschäftigen.

"Morgens waren schon gute Leute da," erklärt ein Galeriedirektor aus dem benachbarten Ausland, "viele Pelzmäntel und Louis Vuitton-Taschen. Aber man merkt schon, dass es keine internationale Messe ist. Die Leute wollen überhaupt nicht mit dir reden. Ich habe gerade mal zwei oder drei neue Visitenkarten im Messebuch." Das alte Problem: Lokale Sammler kaufen bei lokalen Galerien.

Jeffrey Ian Rosen kennt diese Schwierigkeit. Seine Galerie Misako & Rosen ist mit ihrer Heimat Tokio an der Kunstmarkt-Peripherie gelegen. Das Vermittlungsmodell Kunstmesse sei im Prinzip tot, meint er. Sie hätten über mehrere Jahre konsequent an regionalen Messen teilgenommen, erzählt er. Das habe nur leidlich gut funktioniert, weil die jeweiligen Sammler zwar dankbar wären für den Blick über den Tellerrand,  letztendlich aber doch lieber von den bekannten Galerien vor Ort kauften. Daher sei er dankbar für die Gelegenheit, sich auf einem Gemeinschaftsstand mit dem Düsseldorfer Max Mayer präsentieren zu können, bei dem er auch schon im Rahmen des Gastgalerienprogramms Okey Dokey Anfang September untergekommen war. 

Vielleicht müssen Messen mehr auf solche kooperativen Modelle setzen, wenn sie im aktuellen Strukturwandel weiterhin die tonangebende Plattform bleiben wollen. Messestände verkaufen sich schon lange nicht mehr von alleine. Selbst für die großen Messen ist es schwierig geworden, ihre horrenden Preise zu rechtfertigen, wenn der Mittelstand ständig draufzahlt. Bevor ihre Kunden, die Galerien, sich selbst organisieren oder schließen, müssen die Messeveranstalter Wege finden, ihnen wiederum Kunden zuzuführen. Und das scheint im Moment nur so zu funktionieren, indem sich die Galerien gegenseitig helfen.

Ob die Art Düsseldorf dafür der geeignete Marktplatz ist, steht auf einem anderen Blatt und wird sich wohl frühestens am Sonntag weisen.

Mehr Texte von Stefan Kobel

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Art Düsseldorf
16 - 19.11.2017

Areal Böhler
40549 Düsseldorf, Areal Böhler
https://www.art-dus.de
Öffnungszeiten: Fr 12-19, Sa, So 11-19 h


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