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Toni Schmale - the good enough mother: Bitte nicht setzen!

Die Jurybegründung hört sich etwas blumig an: Die Skulpturen der Bildhauerin Toni Schmale, Jahrgang 1980, seien „Geburten der Leidenschaft“, heißt es in der Assendung des Otto-Mauer-Fonds. Kürzlich wurde die gebürtige Hamburgerin mit dem 11.000 Euro schweren, sehr renommierten Otto-Mauer-Preis ausgezeichnet; Anlässlich ihrer Ehrung präsentiert nun das JesuitenFoyer eine Ausstellung der Künstlerin – sie ist kleiner als ihre kürzlich zu Ende gegangene Schau in der Secession, bietet aber einen tauglichen Einblick in ihre Arbeitsweise.

Schmales schwere Skulpturen aus Stahl und Beton vereinen Statik und Dynamik: Ein Gestell ruht auf drei dicken Zylindern, und man wartet geradezu darauf, dass es im nächsten Moment losfährt; ein anderes, bestehend aus Röhren und Stahlverbindungen, birgt trotz seiner massiven Erscheinung ein Bewegungsmoment. Schmales „Fuhrpark“, wie sie ihre Präsentation selbst augenzwinkernd bezeichnet, ist offen für viele Assoziationen: Man fühlt sich an Fitness- oder Foltergeräte ebenso erinnert wie an landwirtschaftliche Maschinen, die der Künstlerin tatsächlich oft als Inspirationsquelle dienen, ein Fetisch-Kontext schwingt ebenso mit wie die Geschichte der minimalistischen Skulptur. Auch die Arbeiten von Monica Bonvicini, bei der Schmale studierte, klingen an. Zudem scheinen einen diese Objekte oft aufzufordern, sich ihnen gegenüber körperlich zu positionieren: Eine Skulptur weckt Assoziationen zu einem Stuhl, auf den man sich setzen kann; eine andere suggeriert, dass man sich an die schräg gestellte Fläche lehnen kann. So ist ihnen der menschliche Körper selbst eingeschrieben. Im selben Moment entziehen sie sich aber – nicht nur aufgrund ihres Status als Kunstwerk, sondern auch aufgrund ihrer Erscheinung – diesem Gedanken sofort wieder.

Zur Bearbeitung der Oberflächen setzt die Künstlerin industrielle Techniken ein – etwa jene der Pulverbeschichtung oder auch das Brünieren, das unter anderem auch für Waffen verwendet wird. Kunst als Präzisionsinstrument: eine gute Entscheidung der Otto-Mauer-Jury, Schmale als Preisträgerin zu wählen.

Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Toni Schmale - the good enough mother
10.12.2017 - 30.01.2018

JesuitenFoyer
1010 Wien, Bäckerstraße 18
Tel: +43 699 11 441 567
Öffnungszeiten: Mo-Di 16-19, So 12-13 h


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