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ArtBo - International Artfair of Bogotá: Junge Szene, junger Markt

Lediglich 75 Galerien versammelt die ArtBo dieses Jahr im Messezentrum von Bogota, doch sie erscheint damit keineswegs klein. Nur 17 Aussteller stammen aus Kolumbien, den nächstgrößeren Block stellt Spanien mit 9 Vertretern, gefolgt von Argentinien (8) und Brasilien (7). Aus der restlichen EU kommen sieben Galerien (u.a. Gregor Podnar und Michael Sturm aus Deutschland, Bäckerstraße 4 aus Österreich), aus den USA sind lediglich zwei angereist. Der Rest stammt aus anderen Ländern Lateinamerikas. Damit ist ArtBo internationaler aufgestellt als andere Messen der Region oder als so manche europäische Veranstaltung, denn was von der europäischen Filterblase aus gesehen als Region gilt, ist immerhin ein ganzer Kontinent. 

Die Messe versteht sich ausdrücklich als Motor der kolumbianischen Kunstszene und bietet traditionell ein breites und vertiefendes Rahmenprogramm. Zum Dreh- und Angelpunkt hat sich die Reihe Referentes entwickelt, die historische Positionen aus privaten und öffentlichen Sammlungen sowie Galeriebeständen zu einem Thema auswählt. In diesem Jahr ist es Grafik der 60er bis 80er Jahre, was zunächst vielleicht wenig spannend klingt und wertmäßig eher unspektakulär ist, jedoch in der Bandbreite und im Detail von durchaus musealer Qualität. 

Großen Raum nimmt auch die Artecámera ein, für die das einheimische Kuratorenkollektiv Usurpadora 25 junge Künstler, teils ohne Galerierepräsentanz, zwei artist-run spaces und drei Künstlerkollektive eingeladen hat. So nah an der jungen Szene ist sonst kaum eine Messe. Zu sehen sind hier vor allem Videos und Installationen.

Ob sich das wirtschaftlich auszahlt, spielt für den Veranstalter keine so große Rolle, weil es sich dabei um die Handelskammer handelt, die eine gedeihende Kunstszene als Wirtschafts- und Imagefaktor versteht.

Für die Aussteller ist der Umsatz sehr wohl von Bedeutung. Da besteht durchaus Potential, das allerdings schon länger. Dafür müssten sich allerdings die Rahmenbedingungen verbessern. Seit Jahren wartet das Land auf eine tragfähige Friedensvereinbarung mit den FARC-Rebellen, die trotz allgemeiner Kriegsmüdigkeit mal an der einen, mal an der anderen Seite scheitert. 

Peter Kilchmann aus Zürich ist zwar in Bogotá, verzichtete auf eine dritte Teilnahme an der Messe. Er habe zwei Projekte mit Los Carpinteros in der Stadt, das müsse reichen, erklärt er. Ruth Bencazar aus Buenos Aires hat ihren Auftritt den lokalen Gegebenheiten angepasst. Zwar zeigt sie ausführlich den Marktstar Tomas Saraceno, aber nur in kleinen Formaten. Die "Zeichnungen" beginnen bei 11.000 Euro - einer gängigen Währung auf der Messe.

Das Preisniveau reflektiert die Sammlerdemographie, da die junge Kunst vorwiegend von einer jüngeren Sammlerschaft gekauft wird, die sich mit dem Aufschwung der mittlerweile drittgrößten Volkswirtschaft des Kontinents entwickelt.

Mehr Texte von Stefan Kobel

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ArtBo - International Artfair of Bogotá
26 - 29.10.2017

Corferias
Bogotá, Carrera 37 #24-67
http://english.artbo.co


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