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Margherita Spiluttini - Serien: Das pralle Leben

Die österreichische Architekturfotografin Margherita Spiluttini feierte kürzlich Ihren 70. Geburtstag. Zu diesem Anlass zeigt die Galerie König fotografische Serien, die hier erstmals öffentlich zu sehen sind.

Im ersten Raum der Galerie begegnen uns schwarz-weiß Fotos, die wie Filmkader montiert sind.
An der linken Wand hängen fünf vier mal vier gerahmte Fotografien. Darauf ist die junge Margherita Spiluttini neben ihrer ca. siebenjährigen Tochter zu sehen. Einmal trägt die Mutter ein elegantes Kleid während die Tochter im Schlafgewand abgebildet ist. Im zweiten Kader tauschen Mutter und Kind ihre Rollen. Die Mutter trägt das zu kleine Schlafgewand der Tochter und hält das Stofftier. Die Tochter hingegen ist in das Erwachsenengewand gehüllt und hält eine Zigarette in der Hand.

Das Spiel mit Identitäten, 1979 entstanden, der reizvolle Gedanke einmal das Gegenüber zu sein, wird durch den Kleidertausch und Attributstausch für kurze Zeit fast wahr. Wie Schauspieler, die sich kostümieren um eine Rolle ausfüllen zu können verhalten sich Mutter und Tochter und sie haben sichtlich Spaß daran.

Einem Tableau Vivant ähnlich wirken die Fotografien von „3 x 5 Spiluttini 1950, 1967, 1983“. Dabei arrangierte Spiluttini ihre vier Geschwister und sich um ein Polstermöbel. Die Protagonisten tragen dunkle Kleidung und sind bis zur Brusthöhe porträtiert. Einmal sind die Geschwister noch Kinder dann Jugendliche und schließlich 1983 erwachsene Menschen.

Das Momentum der Zeit und der Vanitas beschäftigte Spiluttini offensichtlich nicht nur in der Architekturfotografie. Sie unterlegt auch die Serien mit Menschen mit einem konkreten Zeitstrahl wie die Serie: „Mittwoch 3.September 1980, 12 Uhr 45 bis 13 Uhr 57.“

Darin ist in 25 kleinen Einstellungen Spiluttini in einer winzigen Küche zu sehen. Sie räumt wie es scheint die Reste des Mittagessens auf. Der dabei abgebildete Handlungsort erinnert sehr an die Frankfurter Küche von Schütte-Lihotzky, die äußerst funktional und effizient gebaut war. Sie sollte der „modernen Arbeiterin von heute, ein erleichtertes Haushalten ermöglichen“, so Schütte-Lithozky zu der in den Zwanziger Jahren entstanden Küche, einmal in einem Interview.

Wie sinnentleerte und vergeblich die reproduktive Arbeit der Hausfrau ist, zeigen uns nun die Kader von Spiluttini. Wie im Schnelllauf werden die Flächen blank poliert. Diese Serie kann wohl als feministischste Arbeit von Spiluttini in dieser Werkserie bezeichnet werden.

Neben weiteren Interieurszenen mit dem jungen Adolf Krischanitz und Wolfgang Kos sei hier noch auf den zweiten Raum bei Christine König verwiesen.
Da zeigt Spiluttini Diaserien aus ihrem Archiv. Innenaufnahmen vom alten AKH in Wien sind zu sehen. Verlassene leerstehende Räumlichkeiten bildet die Künstlerin ab. Die Schaurigkeit und die Rituale des Todes werden sehr eindringlich in den Fotografien von offener Kühlschächten der Pathologie gezeigt. Die Ödnis der Ort, ihre Geheimnisse und Abgründe fängt Spiluttini auch mit ihrer Serie „Siedeln und Hausen“ ein, wo sie Innen- und Außenansicht von Einfamilienhäusern fotografierte.

In der Zusammenschau ergeben die hier gezeigten Arbeiten von Margherita Spiluttini eine heitere, private, menschliche und politische Seite der in ganz Europa gefragten österreichischen Architekturfotografin.

Mehr Texte von Susanne Rohringer

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Margherita Spiluttini - Serien
20.10 - 23.12.2017

Christine König Galerie
1040 Wien, Schleifmühlgasse 1a
Tel: +43-1-585 74 74, Fax: +43-1-585 74 74-24
Email: office@christinekoeniggalerie.at
http://www.christinekoeniggalerie.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 12-18h
Sa 12-16h


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