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art berlin: Endlich eine Messe!

Plötzlich diese Übersicht! Mit der Ausrichtung der Art Berlin durch die Art Cologne bietet sich den Besuchern ein in den letzten Jahren ungewohnt gewordenes Bild in der Station am Gleisdreieck. Die Zerfaserung der "offenen" Standarchitektur, bei der Aussteller in beliebiger Kombination Boden- und Wandflächen buchen konnten, ist einer klassisch-klaren Messelogik gewichen, mit traditionelle Kojen und Gängen.

Lediglich an einigen Stellen, wie der Kreuzung bei Neu, Baudach, Weiss (alle Berlin) und Neon Parc (Melbourne), scheint noch das alte Konzept der offenen Solo-Präsentationen durch. 30 der 110 Aussteller haben sich entschieden, nur eine Position zu zeigen. Genau die Hälfte der Teilnehmer stammt aus Berlin, so wie es auf der abc ursprünglich hätte sein sollen, bis der unbestimmte Zwitter aus Messe und Ausstellung zuletzt immer regionaler und kleiner wurde.

"Jetzt kommt endlich auch das Tagesgeschäft nach Berlin", freut sich eine Besucherin. Bisher habe das Nachtleben und die Party viel zu sehr auch die Kunstszene und den Markt bestimmt. Mit entsprechenden wirtschaftlichen Folgen.

Denn es kann von außen betrachtet schon erstaunen, dass die Nachrichten von Schließungen und Fusionen häufig ausgerechnet aus New York und Berlin kommen, zwei Kunstzentren, in denen die ökonomischen Bedingungen unterschiedlicher kaum sein könnten. Mit der neuen Nüchternheit soll jetzt etwas mehr der kommerzielle Aspekt der Veranstaltung hervorgehoben werden.

Immerhin sieben österreichische Galerien wurden eingeladen und haben sich überzeugen lassen, darunter die Galerie Crone, die aktuell keinen Ausstellungsraum in Berlin unterhält, dafür allerdings den Wiener Ex-Galeristen Andreas Huber als Direktor gewonnen hat. Auf der Art Berlin zeigt man die fragilen Drahtskulpturen Constantin Lusers, die Mobile-artig im Raum hängen, eine der hervorstechendsten Präsentationen auf der Messe. Gewohnt schrill ist der Auftritt von John Bock, der den Stand von Sprüth Magers in eine giftgrüne Rumpelkammer verwandelt. Johann König hingegen war trotz seiner großen Auftritte in der Vergangenheit vielleicht doch nicht so überzeugt von dem abc-Konzept und zeigt aktuell ein Potpourri seines Galerieprogramms, das beeindruckend genug ist.

Irgendwie scheinen sich alle mit den neuen Verhältnissen angefreundet zu haben. Im Vorfeld schien eine Art Waffenstillstand zwischen den verschiedenen Fraktionen in Berlin und im Rheinland zu herrschen.  Sogar Kristian Jarmuschek, BVDG-Vorstand und einer der Macher der alternativen Messe Positions, wurde mit seiner Berliner Galerie eingeladen. Sollten es die Berliner mit Kölner Hilfe tatsächlich schaffen, sich nicht ständig gegenseitig die Butter vom Brot nehmen zu wollen, könnte es im dritten Anlauf ja eventuell doch noch etwas werden mit einer Kunstmesse in der Hauptstadt.

Mehr Texte von Stefan Kobel

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art berlin
14 - 17.09.2017

Station Berlin
10963 Berlin, Luckenwalder Strasse 4-6
http://artberlinfair.com/


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